Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Info Pictures, Yodi Movie Craftsman
Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Info Pictures, Yodi Movie Craftsman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Technotise, Orginal: Technotise: Edit i ja (2009)

Yodi Movie Craftsman,Studio Black White and Green,  Erste Bank; Zeichentrick/computer animiert,

Technicolor; Produktionsland: Serbien, Länge: 87 min

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Sprecher                      Team
 - Regie: Aleksa Gajic, Nebojsa Andric, Stevan Djordjevic
 - Produktion: Yodi Movie Craftsman
 - Drehbuch: Aleksa Gajic
 - Schnitt: Nebojsa Andric, Marco Glusac
 - Musik: Boris Furduj, Slobodan Strumberger
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Besprechung:

Inhalt:

Edit lebt in Belgrad im Jahr 2074. Hoverfahrzeuge, Roboter und virtuelle Realität sind allgegenwärtig. Die junge Frau ist bereits mehrfach durch ihre Uni-Prüfungen gefallen. Frustriert besorgt sie sich über dunkle Quellen einen illegalen Computerchip, der ihre Intelligenz vorübergehend steigern soll.

Tatsächlich gelingt es ihr mit Hilfe des Chips, ihre Prüfungen zu bestehen und lässt das Gerät entfernen. Nach der Entfernung geschieht jedoch etwas Unvorhergesehenes. Edit sieht plötzlich eine Person, die außer ihr niemand zu sehen scheint und der obendrein auch noch Kontakt zu ihr aufnimmt. Im Laufe der Gespräche stellt sich heraus, dass Reste des Chip-Implantats im Körper des Mädchens ein Eigenleben entwickelt haben und ein vollständig künstliches Nervensystem in Edits Körper entstanden ist. Diese Entität fühlt sich als Lebewesen und ein Kampf zwischen dem künstlichen und dem realen Leben entsteht, den nur einer von beiden gewinnen kann...

 

Fazit:

Ich bin ja immer für ungewöhnliche Filme zu haben. Und tatsächlich findet man die oft, wenn man außerhalb der US-Blockbuster sucht. Nicht umsonst stelle ich auf Great-Sci-Fi Filme aus allen möglichen Ländern vor. Bisher findet Ihr hier Filme und Serien aus den USA, Kanada, Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich, Schweiz, Sowjetunion, DDR, Tschechoslowakei, BRD, Japan und neuerdings auch aus Serbien.

Aus Serbien stammt nämlich der hier von mir vorgestellte, ungewöhnliche Film: Technotise. Der Streifen verfügt über einen sehr ungewohnten Zeichenstil, der an eine Mischung aus europäischen und japanischen Stilrichtungen erinnert, dabei aber in sich sehr einheitlich und ausgeglichen wirkt. Das fängt schon mit den Personen an. Edit selbst ist tatsächlich wunderschön gezeichnet. Mit ihren vollen Lippen und den Nacktzeichnungen erfüllt sie die Vorstellungen eines echten Männertraums, ohne dabei je über erotische Andeutungen hinaus zu gehen. Andere Figuren, wie etwa der Professor oder einige von Edits Freunden wirken dagegen sehr comichaft. Der Antagonist zu unserer Heldin hingegen erinnert mit seinem kantigen Look eher an die amerikanischen Superheldenserien der 90er Jahre.

Die Umgebungen wirken glaubwürdig und sind hervorragend gezeichnet. Schwalben fliegen in Zeitlupe durchs Bild, Blätter wehen von Bäumen und zum Ende hin findet sich Edit gar in einer fantasyartigen Umgebung wieder. Vor allem die futuristischen Aspekte Belgrads sind aber besonders gelungen und nehmen den Zuschauer direkt mit.

An jeder Ecke spürt man ein Flair der nahen Zukunft. Hover Cars, Roboter in allen Formen und für alle Funktionen, Weiterentwicklungen von Touch Screens, implantierbare Computerchips und vieles mehr. Von besonderem Ideenreichtum zeugt eine virtuelle Disco, in der die Gäste in einer Art kleinem Holo-Schrank stehen und einen tollen Abend verleben, der allerdings nur in ihrem Köpfen stattfindet. Das alles sorgt für eine tolle Atmosphäre, in die man als Zuschauer gerne eintaucht. Zeichnerisch ist der Film also wirklich sehenswert.

 

Auch die Story geht neue Wege. Mit Technotise liegt vielleicht eine der seltsamsten Storyumsetzungen der letzten Zeit vor mir. Ein junges Mädchen fällt immer wieder durch die Universitätsprüfung und lässt sich schließlich einen Computerchip implantieren, der eine geheime Militärentwicklung darstellt und die Intelligenz vorübergehend steigert. Der Chip wird zwar nach der erfolgreich bestandenen Prüfung entfernt, sein Wesen, jedoch nicht. Denn dieser Computerchip hat ein Eigenleben, ein Bewusstsein sozusagen und er will um jeden Preis überleben. Schritt für Schritt übernimmt er Edits Körperfunktionen und bildet ihr Nervensystem detailgetreu nach.

 

Das klingt sehr spannend und ist es eigentlich auch. Manchmal lässt der Verlauf jedoch etwas an Geradlinigkeit, an Kontinuität vermissen und kommt sogar stellenweise vielleicht etwas wirr rüber. So fällt es nicht immer ganz leicht, den Gedankengängen unserer Helden zu folgen. Auch scheint es manchmal, als ob sich das Studio Green, Black and White nicht recht entscheiden konnte, ob Technotise ein Film für Erwachsene oder Kinder werden sollte. Das ist schade, macht aber andererseits auch nicht wirklich etwas aus. Das Gesamtwerk versteht in den Bann zu ziehen und so sieht man bei dieser serbischen Produktion gerne über solche leichten Schwächen hinweg. Ich würde mir mehr solcher mutiger Produktionen wünschen, vor allem, wenn diese aus Europa kommen. Das serbische Team hat hier eindeutig gezeigt, dass es durchaus einen eigenen europäischen Stil gibt.

 

Auffällig auch die verhältnismäßig vielen erotischen und sexuellen Anspielungen. Auf sexuelle Begegnungen mit virtuellen Prostitutierten und Robotern wird genau so bezug genommen, wie auf Sex zwischen den Geschlechtern. Für einen Zeichentrick-Film gibt es überhaupt recht viele Nacktszenen, die aber immer im Rahmen bleiben und künstlerisch pietätvoll umgesetzt sind.

persönliche Bewertung: 4/6