Quelle: Cover und Bildzitate: Ascon Elite Home Entertainment
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Paris 2054 - Renaissance, Original: Renaissance (2006)

Onyx Films, France 2 Cinéma, Backup Films, Allied Filmmakers, Centre National de la Cinématographie,

Millimages, On Animation Studios, Timefirm Limited, DVD: Ascot Elite Home Entertainment;

Produktionsland: Frankreich, Luxemburg, Großbritannien; Länge: 101 Minuten

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Darsteller Team
P. Floersheim/D. Craig als Karas Regie: Christian Volckman
L. Blanc/C. Mc Cormack als Bislane Produktion: Roch Lener u. a.
V. Mery/R. Garai als Ilona Drehbuch: A. de La Patelliére, M Delaporte, P. Raynal, J. - P. Pouy
G. Le Doze/J. Pryce als Dellenbach Produktionsdesign: Christian Volckma
M Cassot/Ian Holm als Müller Schnitt: Pascal Tosi
 M Alfons/P. Baldwin als Farfella  Musik: Nicholas Dodd

Besprechung:

Inhalt:

Paris im Jahr 2054. Der Großkonzern AVALON hat die Stadt fest im Griff. Neben einer nahezu lückenlosen Überwachungstechnologie verheißt das Unternehmen seiner Kundschaft lang anhaltende Gesundheit und privates Glück. Doch der Preis dafür ist hoch, denn der Firmenboss Dellenbach nimmt den Status eines unantastbaren Oligarchen ein und hat seine mit Tarn-Suits ausgestatteten Sicherheitsleute überall in der Stadt postiert. Eines Tages verschwindet die brillante, schöne Wissenschaftlerin Ilona Tasuiev spurlos. Der Cop Barthélémy Karas, ein harter Hund, der als Mitglied einer Jugendgang aufgewachsen ist, wird auf den Fall angesetzt. Doch während seiner Ermittlungen werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt.

 

Neben AVALON mischt die mysteriöse Bislane, die ihre Schwester Ilona sucht, mit. Der Weg zur Lösung des Rätsels scheint mit Leichen gepflastert, doch allmählich lichtet sich das Band des Schweigens. Was hat der Genetiker Jonas Müller, der Ilona als Mentor zur Seite stand, mit ihrem Verschwinden zu tun? Wem gehört das faltige, vernarbte Gesicht, dass sich selbst mit Hilfe der besten Erkennunssoftware nicht zuordnen lässt? Und wieso hetzt Dellenbach seine Leute auf Karas? Was hat AVALON zu verbergen? Wer die Antwort auf diese Fragen in seinen Händen hält, könnte das Weltgefüge erschüttern und grenzenlose Macht über die Menschheit erlangen. Doch ist die Welt bereit, diesen Preis zu zahlen?...

 

Fazit:

Frankreich ist sozusagen das Geburtsland des Science Fiction Films. Was Georges Méliés 1902 mit Die Reise zum Mond begann, wird in der heutigen Zeit von Regie-Größen wie Luc Besson fortgesetzt. Allerdings gibt es immer wieder auch überaus interessante Projekte junger Regisseure zu entdecken, die sich an ungewöhnliche Themen und Stielrichtungen herantrauen. Auf der Erzählebene ist es etwa Eden Log von Frank Vestiel, der Anleihen bei Computer Spielen des Horror-Action-Aventures nahm, um seinem erinnerungslosen Helden Tolbiac durch seine persönliche Odyssee folgen zu können. Marc Caros Dante 01 weiß durch einen abgdrehten Rythmus zu gefallen und Enki Bilals Immortal, gehörte zu den ersten Filmen, der reale Schauspieler in einer komplett computeranimierten Umgebung agieren ließ. Nicht weniger experimentell ist das hier besprochene Werk Paris 2054 – Renaissance von Christian Volckmann.

 

Der Streifen zeichnet sich zwar weniger aufgrund einer innovativen Story, als vielmehr durch seine  interessante Optik aus. Ganz im Stile eines Comic Noir in schwarz weiß gehalten, wurden Bewegungsabläufe der Protagonisten per Motion Capture Verfahren mit realen Darstellern aufgenommen und anschließend in einem Animationsfilm integriert, der nach meinem Wissen so bisher einzigartig ist. Gedreht wurde auf einer sechs mal zehn Meter großen Bühne, die so gut wie keine Requisiten enthielt, was den Schauspielern einiges an Vorstellungskraft abverlangte. Volckmann berichtet in einem Interview, dass ihm das heute zum Standard gehörende MoCap Verfahren eine neue Welt der Möglichkeiten eröffnete, nachdem der Künstler Marc Miance ihn in das Verfahren eingeführt hatte. Mit einem Budget von nur rund vierzehn Millionen Euro ausgestattet,  wären viele, letztlich verwirklichte, Ideen  aus finanziellen Gründen als Live Action nicht realisierbar gewesen.  Miance zeigte Wege auf, Verfolgungsjagden und actiongeladene Sequenzen kostengünstig, aber glaubhaft darzustellen.

Stilistisch orientierte man sich, wie den Specials der Doppel DVD Box zu entnehmen ist, unter anderem an dem fantastischen „Sin City“, den düsteren Thrillern von Alfred Hitchcock und Orson Wells, oder den expressionistischen Meisterwerken Fritz Langs. Gewürzt wurde dieses Konglomerat mit einer Prise Cyberpunk ála Blade Runner. Herausgekommen ist ein beeindruckend anzuschauendes Werk, das trotz seines gewollten Comicstils mit authentischen, fließenden Bewegungen und eindrucksvollen Animationen daherkommt. Die Anklänge an ein futuristisches Paris des Jahres 2054, dass sich mit voller Absicht vom Klischee der Postkartenmetropole entfernt,  erzeugen eine famose Atmosphäre, wie ich sie bisher selten in einem Film erlebt habe. Zu bemängeln wäre meiner Ansicht nach lediglich, dass ich den Bildern in einigen Passagen etwas schwer folgen konnte, weil hin und wieder der Kontrast zu stark war. Man versuchte sich, soweit wie möglich, von Grautönen fern zu halten,so dass die Beleuchtung das Schattenspiel in einigen Szenen überlagert.

 

Um noch mehr Emotionalität ins Spiel zu bringen, wurden die Rollen in der Postproduktionsphase vollständig neu eingesprochen. Dafür wurden unter anderem Daniel Craig (Cowboys und Aliens, Invasion, „James Bond“), Ian Holm („Der Hobbit – eine unerwartete Reise, „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“) und Catherine McCormack („Sherlock“) gewonnen. Zudem glänzt Renaissance durch den hervorragenden Score von Nicholas Dodd (u. a. Trancendence), der orchestral, spannungsgeladen, aber doch zurückhaltend komponiert ist und sich so hervorragend ins Thema einfühlt. Die Sprecher sind sorgfältig und gut gewählt und machen mit ihrer Professionalität die Illusion fast perfekt.

 

Die Story mag zwar nicht an den Roman seines erklärten Vorbildes Blade Runner heranreichen, entwickelt aber eine eine eigene Dynamik und nicht unähnliche Mythologie. Die Geschichte um den Cop Barthélémy Karas ist insgesamt flott und spannend, aber ohne große Wendungen erzählt und somit letztlich vorhersehbar. Damit bleiben die insgesamt vier Drehbuchautoren zwar etwas hinter meinen Erwarten zurück, dennoch wird der Noir Gedanke gut einfangen. Darüber hinaus ist der Actionanteil gut dosiert. So fügen sich Drehbuch, visueller Stil und Score dann doch zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammen und haben mich in den hunderteins Minuten Spieldauer gut bei der Stange gehalten.

persönliche Bewertung: 4(+)/6