Quelle: Cover und Bildzitate: Anime House
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Negadon - Das Monster vom Mars, original: wakusei daikaijū Negadon (2005)

Studio Magara; DVD: Anime House; Produktionsland: Japan; Länge: ca. 25 Minuten

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Sprecher: Team
Masafumi Kishi als als Fernsehsprecher/Erzähler Regie: Jun Awazu
Takuma Sasahara  als Seiji Yoshizawa Produktion: Kazuki Sunam
Dai Shimizu als Ryuichi Narasaki Drehbuch: Jun Awazu
Akane Yumoto als Emi Narasaki Animationen: Jun Awazu
  - Musik: Shingo Terasawa
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Besprechung:

Inhalt:

Wir schreiben das Jahr 2025, das Jahr 100 Showa. Im Zuge des Mars Terraforming Programms der Mars Development Organization wird auf dem roten Planeten ein seltsamer Kokon entdeckt. Doch während das Objekt vom Raumschiff IZANAMI zur Erde transportiert wird, geschieht etwas Schreckliches. Das Schiff explodiert. Die Überreste zerschellen in der Mitte Tokios und entlassen das fürchterliche Monster NEGADON. Nur der Wissenschaftler Professor Narasaki kann NEGADON aufhalten, denn er ist der Erbauer des Riesen-Superroboters MI-6 2. Also stellt er sich seinem Schicksal und ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt, der nur ein Ziel haben kann: die Menschheit zu beschützen...

 

Fazit:

Negadon ist eine zwar nur fünundzwanzigminütige, dafür aber gelungene computeranimierte Hommage an die sogenannte Showa-Monsterfilm-Ära Japans. Zwei Jahre und vier Monate arbeite der 1974 in der Präfektur Aichi geborene CG Spezialist Jun Awazu allein an dem Werk, um es im Jahr 2005 rechtzeitig zum fünfzigjährigen Jubiläum des Kaiju Films präsentieren zu können. Für seine Arbeit wurde der Künstler völlig zurecht beim Tokyo International Fantastic Film Festival 2005 in der Kategorie „digitale Kurzfilme“ ausgezeichnet. Weitere Anerkennung erhielt er beim 20th digital Contents Grand Prix Japan 2006, sowie beim international Prix Ais Electronica 2006. Das mag einen kurzen Einblick in die wundervolle Computerarbeit Awazus gewähren. Über seine Arbeitsweise berichtet er in einem Interview: „Ich halte es einfach für die unkomplizierteste Arbeitsweise (allein zu arbeiten, Anm. d. V.). Da ist zum Beispiel das Medium Roman. Ein Mensch schreibt ihn. Als CG aufkam, dachte ich instinktiv , dass das ermöglichen könnte, diesen ganzen Prozess des Romanschreibens durch Visualisierung zu ersetzen.“

 

Dieses Ziel mag der Regisseur, Drehbuchautor und CG-Animationskünstler nicht vollends erreicht haben. Tatsächlich ist der eigentliche Plot insgesamt recht dünn geraten. Umso interessanter ist dafür die von ihm erfundene Hintergrundgeschichte. Wir befinden uns im Jahr einhundert der „Showa Periode“, die nach dem Motto des japanischen Kaiser Hirohito benannt ist. Tatsächlich regierte der Kaiser von 1926 bis 1989, also insgesamt dreiundsechzig Jahre lang. Da Awazu sich auf die Monsterfilme seiner Kindheit bezieht, ignoriert er den Wechsel zur folgenden „Hesei-Periode“ und führt die Zeitrechnung seiner Jugend fort. Somit schafft der Autor eine alternative Zukunft, die der Japaner, oder der Kenner japanischer Kultur sofort zu identifizieren mag. Das allein ist bereits eine fantasievolle Idee, doch Jun Awazu füllt sie darüber hinaus mit einem retrofuturistischen Design, dass im Erscheinungsjahr des Films wohl nur als erstklassig bezeichnet werden konnte und auch heute noch verdammt gut aussieht.

Dieses Design macht sich nicht nur im Aussehen der Städte bemerkbar, in denen wir Werbeballons und Zeppeline durch die Lüfte schweben sehen. Auch die INTERNATIONALE RAUMSTATION HHF-1 im Erdorbit  ist Retro pur und erhielt einen detaillierten Hintergrund. Sie wurde von der „Mars Development Organization“ gebaut und beherbergt bis zu zehntausend Menschen. Ebenfalls für die Erschließung des Mars wurde das nuklear-betriebene Raumfahrzeug IZANAMI (MI-5H) gebaut, dass Material zwischen der Erde und dem Mars transportiert. Besonders gelungen erscheinen mir die eigentlichen Hauptakteure des Werks, das Monster NEGADON und der Riesen-Superroboter MI-6 2 ausgearbeitet. MI-6 2 ist fünfzig Meter groß, wiegt zwanzigtausend Tonnen und ist mit einem Superlegierungsbohrer und einer Raketenhand bestens bewaffnet. Unser bösartiges Kaiju wird im zeitungsartig aufgemachten Beiblatt der DVD Box als einhundert Meter großes und dreißigtausend Tonnen schweres Ungetüm beschrieben, dass über Antigravitationslaser, Negadonium-Hitzefäden und Planeten-Kugelblitze verfügt. Bei solchen Beschreibungen werden wohlige Erinnerungen an die guten alten Godzilla- und  Gamerafilme wach, die damals oft Sonntags Nachmittags liefen und die man heute teilweise kostenlos und legal auf You Tube bewundern darf.

Der eigentliche Kampf zwischen den Kontrahenten ist visuell äußerst ansprechend gestaltet. Der CG Designer wählte eine etwas blassere, verwaschene Farbgebung, die seinem Film den Anstrich der 80er Jahre verleihen sollten. Gemeinsam mit dem oben bereits erwähnten Look gelingt dieser kleine Geniestreich sehr gut. Eine tolle Animationsarbeit, sowie der grandiose Score runden das Erlebnis ab. Die ausufernde, typisch japanische Fantasie Jun Awazus tut ihr übrigens, um die viel zu kurzen fünfundzwanzig Minuten zu einem tollen Erlebnis werden zu lassen. Daher schließe ich mich abschließend dem Kommentar Sakae Fukuyamas an, der über den Film schrieb: „Ich möchte vor allem hervorheben, dass alle wichtigen Metaphern der Monsterfilme darin verarbeitet sind. […] In diesem Werk entdeckt man bei jedem Ansehen nicht nur die benutzten Techniken neu, auch das beabsichtigte Thema wird ebenso klar, wie das Spektrum. […] Ich möchte unbedingt, dass Sie in sich mehrmals ansehen.“

persönliche Bewertung: 4/6