Quelle: BD Cover und Bildzitate: Sunfilm Entertainment, Tiberius Films
Quelle: BD Cover und Bildzitate: Sunfilm Entertainment, Tiberius Films

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eden Log, original: Eden Log (2007)

Imperia Films, Bac Films, Trois Huit Canal+, Ciné Cinéma, Tiberius Films, BD: Sunfilm Entertainment

Produktionsland: Frankreich, Länge: 89 Minuten

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

Darsteller Team
Clovis Cornillac als Tolbiac Regie: Franck Vestiel
Vimala Pons als Technikerin Produktion: Céderic Jimenez
Arben Bejraktaraj als der Architekt Drehbuch: Franck Vestiel, Pierre Bordage
Hoha Wexler als Techniker Kamera: Reynald Capurro
Sifan Shao als Techniker auf dem Video Schnitt: Nicolas Sarkissian
 Antony Real, Antoine Helou als Mutanten  Musik: Alex Cortés

Besprechung:

Inhalt:

Ein Mann erwacht in einer dunklen, kalten Höhle. Nur ein pulsierendes Licht erleuchtet seine Umgebung. Seltsame Geräusche dringen an sein Ohr. Halb nackt liegt er in einer Schlammpfütze, aus der er sich mühsam hinaus windet. Einige Meter weiter entdeckt er eine skelettierte Leiche. Eine flackernde Lampe und eine Jacke ist alles, was hier zu finden ist. Er hat nicht die geringste Ahnung, wer er ist und wo er sich befindet. Ein schreckliches Brüllen dringt an sein Ohr und scheint näher zu kommen. So hat er keine andere Wahl, als sich auf den Weg zu machen. Hinaus aus dieser Dunkelheit! Hinaus!

Schnell findet er heraus, dass er sich auf dem untersten Level einer seltsamen Anlage befindet, dessen Sinn und Zweck er nicht versteht. Durch ein Labyrinth von Gängen, Stollen und Aufzügen bewegt er sich immer weiter der Oberfläche entgegen. Auf seiner Reise begegnen ihm seltsame Mutanten, die nach seinem Leben trachten. Doch er findet auch Video- und Audiologs, trifft einen Sterbenden und eine Frau, die seine Reise gemeinsam mit ihm fortsetzt. Nach und nach enthüllen sich die Geheimnisse des seltsamen Ortes namens Eden Log. Doch ist der Namenlose auch bereit, die Wahrheit zu erkennen?...

 

Fazit:

Eden Log ist einer dieser Filme, an dessen Geist sich die Gemüter scheiden. Den einen hat er zu wenig Story, die anderen loben die grandiosen Bilder. Mir persönlich hat er von beidem genug. Strukturell ist er wie ein Survival Horror Computergame aufgebaut. Wir alle kennen die Ausgangssituation aus Spielen wie "Dead Space", „Alan Wake“, oder auch dem grandiosen „Amnesia, the Dark Descent“. Ein Namenloser erwacht halb nackt in einer dunklen Höhle und kämpft sich seinen Weg Level für Level an die Oberfläche. Ihm stehen nur wenige Hilfsmittel zur Verfügung. Er wird von einem nicht greifbaren Grauen verfolgt und findet auf seiner Flucht verlassene Orte vor, die ihm anhand von Video- oder Audiologs nach und nach immer mehr Details verraten. Im Laufe seiner Reise werden wir seines Schicksals gewahr, bis wir schließlich mit ihm zusammen herausfinden, wer er ist und wie er seine Bestimmung erfüllen kann.

Als Film habe ich diese Struktur bisher so noch nicht gesehen und war, vielleicht zu Recht, anfangs etwas skeptisch, ob das funktionieren könne. Tatsächlich war ich dann aber nicht viel weniger gebannt, als würde ich  meine Finger daheim über meinen Joystick gleiten lassen. Es ist schon spannend, Tolbiac auf seiner Reise an die Oberfläche, und letztlich zu sich selbst, zu begleiten. Nie verfügen wir als Zuschauer über mehr Informationen, als er. Nie sind wir ihm einen Schritt voraus. Das schürt Neugier auf den nächsten Schritt. Wo sind wir? Wer sind wir? Welchen Zweck haben die technischen Anlagen in diesem höhlenartigen Labyrinth. Und zu welcher Pflanze gehören die riesigen Wurzeln, denen unser Held folgt? Sicherlich, weder das Thema, noch der Ausgangspunkt der Geschichte sind neu. Doch die Art, wie Regisseur Franck Vestiel damit umgeht, verdient höchstes Lob. Fast ohne Dialoge erschafft er mit wenigen Mitteln eine grausige, dunkle, kalte Welt voller Mutanten auf der einen, und ihm feindlich gesinnter Wächter auf der anderen Seite. Im Laufe seines Aufstiegs wird er gerettet werden, seinem Retter Gewalt antun und letztlich feststellen, dass er im Grunde vor sich selbst flieht.

Ja, Eden Log richtet sich an eine bestimmte Zielgruppe. Vornehmlich jüngere (oder jung gebliebene) SciFi- und Horrorfans, die den Survival Horror lieben, werden hier angesprochen. Bis auf einige kleine Makel gelingt dies meiner Auffassung nach jedenfalls hervorragend. Man könnte Vestiel vielleicht vorwerfen, nicht mutig genug gewesen zu sein. Wenn schon ein Genrefilm, warum dann nicht auch in letzter Konsequenz? Warum gibt es also nicht mehr Kampf, mehr Brutalität, Blut? Die Begründung finden wir im Stilmittel der Allegorie (ein Stilmittel, in dem eine Geschichte, ein Teil einer Geschichte, oder ein ganzer Film als Metapher zu verstehen ist). Eden Log ist hinter seiner, oberflächlich, simplen Kulisse mehr, als ein reiner Horrorfilm. Er steht für den Egoismus einiger weniger, die ihren Wohlstand auf dem Rücken Schwächerer um jeden Preis zu erhalten suchen. Franck Vestiel schreibt in seinen Erläuterungen: „In einer Zeit, in der sich unser Wohlstand umgekehrt proportional zu dem des gesamten Rests der Welt verhält, wird sich die Gesellschaft ihrer einzigartigen Herausforderung bewusst: Ihr Wachstum hängt nicht mehr von der Erhaltung ihrer eigenen Zivilisation ab, sondern mittelfristig von der gesamten Menscheit.“ Dem aufmerksamen Betrachter wird diese Intension nicht verborgen bleiben, wenn er sich denn darauf einlassen kann.

Das alles wird, wie oben angedeutet, hauptsächlich in, oft skurrilen, Bildern und mit nur wenigen Dialogen transportiert. Die meisten Textpassagen stammen aus den fragmentarischen Videodateien, die uns nach und nach den Sinn und Zweck der seltsamen Anlage enthüllen, aus der Tolbiac zu entkommen versucht. Genau das macht allerdings hier den Reiz aus. Wir können ganz in Situation und Atmosphäre eintauchen und erleben eine Welt, aus der es letztlich nur ein Entkommen gibt: der, im wahrsten Sinne des Wortes, Rückkehr zu unseren Wurzeln!

Abschließend für die Fakt-Freaks unter Euch noch einige Worte zur Produktion: ein fünfundsiebzigköpfiges Team war über Monate mit den Vorbereitungen beschäftigt. Dabei war noch gar nicht klar, ob sich überhaupt Finanziers finden würden. Schließlich wurden der französische Premium Sender Canal+, sowie ein Filmverleih für das Vorhaben gewonnen. Gedreht wurde in einer Champignon Farm bei St. Gervais, 60 Kilometer vor Paris. Über 5 Wochen und 25 Drehtage waren Crew und Cast der Kälte und Dunkelheit der unangenehmen Örtlichkeit ausgesetzt. Die Schlammpfütze zu Beginn des Films war etwa so kalt, dass sich Hauptdarsteller Clovis Cornillac eine Unterkühlung zuzog. Später wurde in einem Abwasserkanal gedreht, dessen Wartungsanlage für die Dreharbeiten leergepumpt wurde. Dennoch enthielt die unterirdische Anlage noch giftige Dämpfe, denen man sich höchsten 30 Sekunden lang aussetzen durfte, ohne Übelkeit zu verspüren. Die Mühen zahlten sich aus. Das Werk wurde in über zehn Länder verkauft, darunter Deutschland, Japan und die USA.

persönliche Bewertung. 4/6