Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: TriStar Pictures, WingNut Films
Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: TriStar Pictures, WingNut Films

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

District 9, Original: District 9 (2009)

TriStar Pictures, WingNut Films, QED International; Produktionsland: Neuseeland, Südafrika, Kanada, USA,

Länge: 112 min

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Darsteller Team
Sharlto Copley als Wikus van de Merwe Regie: Neill Blomkamp
Jason Cope als Christopher Johnson / Grey Bradnam Produktion: Peter Jackson, Carolynne Cunningh
David James als Colonel Koobus Venter Drehbuch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell
Vanessa Haywood als Tania van de Merw Kamera: Trent Opaloch
Mandla Gaduka als Fundiswa Mhlanga Schnitt: Julian Clarke
 Nathalie Boltt als Sarah Livingstone als Sarah Livingstone  Musik: Clinton Shorte

Besprechung:

Inhalt:

1982 strandet ein Raumschiff mit etwa einer Millionen Aliens, bald „Prawns“ genannt, im Luftraum von Johannesburg. Die Aliens werden in Johannesburg im sogenannten „Disctrict 9“, angesiedelt, dass sich bald zu einem riesigen Slum entwickelt, in dem die ärmsten Menschen die noch ärmeren Aliens ausbeuten und diskriminieren.

Geleitet wird Disctrict 9 von der MNU (Multination United) einem privaten Konzern, der der südafrikanischen Regierung damit eine große Last von den Schultern nimmt. Doch die MNU verfolgt keine humanitären Ziele, sondern ist hinter den Waffen her, die zu tausenden im Raumschiff lagerten und nun gegen Katzenfutter, der bevorzugten Nahrung der „Prawns“, an nigerianische Waffenschieber verkauft werden. Diese glauben, die Kräfte der Aliens würden auf sie über gehen, wenn sie deren Fleisch konsumieren würden.

 

Im Jahr 2009 entschließt sich die MNU, der das Leben der Außerirdischen völlig egal ist, den Slum zu räumen, um sich alle möglichen fortschrittlichen Technologien anzueignen. Um die Räumung zu rechtfertigen, werden gezielt falsche Nachrichten verbreitet, die den Eindruck eines aufgewiegelten Volkes erwecken. Mit der Räumung wird der junge Beamte Wikus van de Mere beauftragt, der wiederum mehr seine eigene Karriere im Sinn hat, als als die Leben der mehr als eine Million Außerirdischen.

Van de Mere zeigt sich von Anfang an mit der Situation überfordert und schnell gibt es den ersten toten MNU Soldaten. Daraufhin greift van de Mere militärisch durch, lässt Brutstätten vernichten und vertreibt die Aliens aus ihren Hütten, bis er auf den "Prawn" Christopher trifft, der ein Geheimnis hütet, dass niemals in die Hände der Menschen geraten darf...

 

Fazit:

Als alt eingesessener Science Fiction Fan kann ich mich manchmal des Eindrucks nicht wirklich erwehren, als sei das große SciFi-Kino vergangener Tage durch den kleineren, aber nicht minder guten Independent Film abgelöst worden. Natürlich stimmt das so nicht, denn nach wie vor gibt es auch im Kino große Filme, wie z.B. das Star Trek Reboot, oder neuerdings Elysium, die wirklich Spaß machen. Dennoch: eine wirklich gute Story bieten diese Filme meist nicht, wenn sie auch dafür optisch oft überaus beeindruckend sind.

 

Ganz anders funktionieren da Filme wie Europareport, Náufragos, Moon, oder auch District 9. Mit recht wenig finanziellen Mitteln verwirklicht, geht eine Generation junger Regisseure neue Wege, um Spannung innerhalb thematischer Relevanz zu erzeugen. Ist es in Europareport und Naufrágos noch das Verhalten der Protagonisten in Extremsituationen, dass für Spannungsmomente sorgt,  so ist es hier zunächst  die Verbindung des Kernthemas und dem Land, in dem der Film spielt und teilweise auch gedreht wurde. Nun gut, so richtig "Indie" ist Bloomkamps Erstling nicht. Immerhin wurde der Film von Peter Jacksons Prdouktionsfirma WingNut finanziert. Doch mit Hilfe der Freiheiten, die Jackson ihm gewährte gelang es  Neill Blomkamp, ein pannendes und actionreiches SciFi-Drama zu inszenieren. Dies ist hinter dem optisch hervorragend wirkenden Bild ein deutliches Statement gegen die Apartheid. Von 1948 bis 1994 lag Südafrika fest im Griff dieser gesetzlich verankerten unmenschlichen Politik. Erst die friedliche Revolution unter Leitung des kürzlich verstorbenen Nelson Mandela (18.7.1918 - 5.12.2013) veränderte das Land nachhaltig.

 

Waren es im realen Südafrika die Schwarzen, sind es in District 9 die „Prawns“ (Hummer, Krabben), die zum Gegenstand des Rassenhass werden. Schon der Name des Films ist dabei eine Anlehnung an die Apartheid, denn in den 80er Jahren  gab es in Johannesburg tatsächlich im District 6 Rassenunruhen, die damals brutal niedergeschlagen wurden. Das Raumschiff der Aliens soll übrigens 1982 gelandet sein, dem Jahr, in dem aus District 6 nach insgesamt vierzehn Jahren die letzten Bewohner zwangsumgesiedelt wurden. Ganz wie im Film wurden dabei von den Polizeitruppen sogenannte Casspirs, Truppentransporter eingesetzt, die wir nun wieder als Fahrzeuge der MNU sehen.

 

Wäre das Thema Rassenhass an sich nicht schon brisant genug, packt Blomkamp gleich noch ein zweites heißes Eisen an. Denn das seit 1982 über Johannesburg schwebende riesige Raumschiff führte nicht nur eine Million Aliens mit sich, sondern auch fortschrittliche Technologie in Form von Waffen. Hinter der humanitären Aktion der MNU die Prawns also in einem Slum anzusiedeln, steckt in Wahrheit nicht mehr als die Gier nach außerirdischer Waffentechnologie und Profitsucht. Da sich die meinsten dieser Waffen im District befinden, wird letztlich entschieden, das Ghetto zu räumen und die Bewohner im neu erbauten District 10 hinter Zäunen und Stacheldraht einzupferchen.

 

Das Problem ist, dass die Alienwaffen auf die Alien-DNS geeicht und  dementsprechend für Menschen unbrauchbar sind. Dann geschieht jedoch eben jenes Unglück, das van de Merves Schicksal entscheidet und ihn zum meist gesuchten Mann der Welt macht. Um für diejenigen, die den Film noch nicht kennen, nicht zu viel zu verraten, belassen wir es vorsorglich bei diesen Anspielungen.

 

Unser unfreiwilliger Held Wikus van de Merwe rückt also zu Beginn des Films mit einem bis an die Zähne bewaffneten MNU Trupp ein, um mit den Räumungen zu beginnen. So wird uns als Zuschauer die Struktur des Slums und das subtile Vorgehen der MNU offenbar. Bitterarme Nigerianer bekämpfen, bestehlen, foltern und plündern die noch schlechter dastehenden Aliens aus. Ähnlich wie im schon mehrfach erwähnten tollen Streifen Europareport wird uns in Found Footage Manier und/oder im dokumentarischen Stil vor Augen geführt, wie die Menschen belogen werden, um diesen brutalen Akt zu rechtfertigen.

 

Dieser, wieder in Mode gekommene, Stil der Kameraführung erzeugt sehr eindrückliche Bilder, die hängen bleiben. Denn sie geben der Story einen realistischen Anstrich, machen sie glaubwürdiger und bringen sie uns näher. Jeder von uns kennt schließlich derartige Bilder aus den Nachrichten, wir sind an sie gewöhnt und durch unseren intensiven Mediengebrauch haben wir gelernt, sie instinktiv als real zu begreifen. Genau das nutzt der Found Footage Stil aus. Blomkamp verbindet dies allerdings darüber hinaus mit überaus gelungen Spezialeffekten. So wirkt das Geschehen letztlich sehr glaubwürdig und wie aus einem Guss. Der südafrikanische Filmemacher schätzt, wie ich finde, sehr gut ab, wie lange er dem Zuschauer diesen Dokumentations-Stil zumuten kann. Zu viel dieses Found Footage Materials hätte dem Film vielleicht sein Tempo geraubt. So schaltet der Regisseur ab ca. der Mitte des Films auf den „Spielfilm-Modus“ um. Im gleichen Maße nimmt die Action zu.

 

Dabei geht allerdings die interessante Thematik des Films ein wenig verloren und kümmert sich verstärkt um die Befriedigung der visuellen Bedürfnisse seiner Zuschauer. Das ist etwas schade. Denn ansonsten handelt es sich um einen Film mit innovativer Kameraführung, einem gelungenen Drehbuch mit einem geschickten Handlungsstrang, der darüber hinaus in der ersten Hälfte Tiefgang vorzuweisen hat. Das alles ist in eine gehörige Portion super aussehender Action mit tollen Spezial Effekten der Effektschmiede WETA verpackt und mit guten Schauspielern gewürzt. Hauptdarsteller Sharlto Copley beispielsweise war bis dato so gut wie unbekannt, spielt die Rolle als Wikus van de Mere aber sehr überzeugend. Er präsentiert sich als hervorragende Wahl, trägt den Film durch seine Darbietung und legt nebenbei die Latte für die restlichen Schauspieler erstaunlich hoch. Kein Wunder also, dass Bloomkamp dem Südafrikaner treu blieb und er in  Elysium, dem neuesten Werk von Neill Blomkamp, ebenfalls zu sehen ist.

 

Dirstrict 9  hat somit eigentlich alles, was man heute von einem modernen Blockbuster erwartet und das, obwohl der Titel mit dreißig Millionen Dollar nur etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent eines "echten" Blockbusters gekostet hat. Abgesehen von einigen storytechnischen Schwächen in der zweiten Hälfte ist dieser Film ein Statement für eine neue Generation Regisseure, die keine zweihundert Millionen Dollar brauchen, um visuell beeindruckendes Kino abzuliefern. Insgesamt großartig!

persönliche Bewertung: 5/6