DVD Cover und Szenenfotos: Touchstone, Columbia
DVD Cover und Szenenfotos: Touchstone, Columbia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der 2oo Jahre Mann, original: Bicentennial Man (1999)

Touchstone Pictures, Columbia Pictures, 1492 Productions, Laurena Mark Productions, Radiant Productions;

Produktionsland: USA, GER, Länge: 126 Minuten

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Darsteller Team
Robin Williams als A. (Android) Martin Regie: Chris Columbus
Sam Neill als Richard Martin Produktion (1): W. Petersen, M. Barnathan, L. Mark, C. Columbus,
Wendy Crewson als Ma'am G. Katz, N. Miller, M. Radcliffe
Embeth Davidtz als Amanda/Portia Drehbuch: Nicholas Kazan
Hallie Kate Eisenberg als Amanda (Kind) Kamera: Phil Meheu
 Bradley Whitford als Lloyd Charney Schnitt: Nicholas de Toth, Neil Travis
Oliver Platt als Rupert Burns Musik: James Horner

Besprechung:

Inhalt:

Im Jahr 2005 kauft der selbständige Uhrmacher Richard Martin einen Haushaltsroboter für seine Familie. Anfangs sind die Familienmitglieder noch skeptisch, doch bald schon gehört der „Andrew“ getaufte Androide zum festen Inventar. Merkwürdig ist nur, dass Andrew plötzlich Kreativität zu entwickeln scheint. Darüber hinaus entwickelt er offenbar echte Zuneigung für „Little Missi“, Richard' s jüngster Tochter, und ist tierlieb. Er scheint klassische Musik zu lieben und wird sogar künstlerisch aktiv.

Niemand vermag diesen Umstand zu erklären und so entschließt sich Richard, diese eigenartige Form des Individualismus zu fördern. Er erteilt dem Androiden über 20 Jahre lang Unterricht in Menschlichkeit. Begierig saugt Andrew alles lernenswerte auf, liest Bücher und erlernt schließlich Martins Handwerk und darf sogar ein eigenes Konto führen. Schließlich erfährt der seltsame Roboter aus Büchern das Konzept der Freiheit und äußert den Wunsch, ebenfalls frei sein zu dürfen.

 

Nach einigem hin und her gewährt Martin ihm schweren Herzens diesen Wunsch, besteht aber darauf, dass Andrew fortan nicht mehr im Haus leben darf. Als Martin schließlich stirbt, nimmt Andrews Wunsch, mehr über sich zu erfahren, Überhand und er macht sich auf die Suche. Ist er etwa der einzige seiner Art? Wieso ist er, wie er ist und was fehlt ihm zur Menschlichkeit? Seine Suche führt ihn zu Rupert Burns, der ihm der Menschlichkeit näher bringen wird, als es sich die vermeintliche Maschine je erträumt hätte...

 

Fazit:

Die Star Trek Fans unter Euch werden sich sicherlich noch an die denkwürdige Episode „Wem gehört Data“ (2x09) (Star Trek: The Next Generation) erinnern, in der es darum geht, ob Data ein Individuum ist, oder nicht. Ähnliche Fragen wirft der 1999 von Chris Columbus gedrehte Film „Der 200 Jahre Mann“, oder „Bicentennial Man“ nach einer Kurzgeschichte von Isaac Asimov auf. Was macht den Menschen aus? Was ist Individualität? Was ist Menschlichkeit? Und letztlich: was ist Leben?

 

Diese zentralen Fragen sind hier in eine herzerwärmende Tragik-Kommödie verpackt, die sehr gefühlvoll und wunderschön inszeniert wurde. Robin Williams brilliert hier in einer für ihn typischen Rolle mit dem Unterschied, dass er sein Dasein als eigenwilliger Roboter beginnt. Von dem Familienvater Richard Martin als Haushaltshilfe und Spielzeug gekauft, scheint die Maschine keinerlei Persönlichkeit zu besitzen und redet stets in der dritten Person über sich selbst. Sätze wie:„Hat man eine neue Familie?“ oder „hat man nun diesen Namen?“, als Martins Tochter (wundervoll einfühlsam von Sam Neill dargestellt), „Little Miss“ (als Kind: Hallie Kate Eisenberg) das Wort Android missversteht und stattdessen „Andrew“ sagt, unterstreichen diese scheinbare „Unperson“.

 

Kein Satz prägt seine Funktion allerdings so nachhaltig wie „Man ist stets gern zu Diensten“, ein Terminus, der später im Film noch maßgebliche Bedeutung erlangen wird.

Dennoch erfährt der Zuschauer schon zu Beginn, dass „Andrew“ etwas besonderes ist. Er scheint Angst und Mitleid zu empfinden und entwickelt sehr schnell typisch menschliche Eigenschaften wie Kreativität. Die Frage, ob dies auf einen Defekt zurückzuführen sei, wird abschließend nie beantwortet, doch ist dies für den weiteren Verlauf des Films auch nicht wichtig.

 

In der folgenden Stunde erleben wir mit, wie Andrew mit Richards Hilfe immer menschlicher zu werden scheint, bis er schließlich den Wunsch hat, Freiheit zu erwerben. Diese wird ihm um den Preis gewährt, dass Andrew von nun an fern von der ihm geliebten Familie leben muss. So kommt Sam Neill im ersten Teil des Films besondere Bedeutung zu, fördert er doch Andrews Individualität, lässt ihn einen Beruf erlernen und schließlich sogar Geld besitzen.

Die gewonnene Freiheit führt wiederum zur Frage, ob Andrew einzigartig sei. In der Zwischenzeit verstirbt die erste Generation der Martins und der Roboter wird sich der menschlichen Sterblichkeit bewusst. Immer drängender wird sein Wunsch, nicht der einzige seiner Art zu sein. Letztlich wird er sich auf eine Suche begeben, die ihn zu Rupert Burns, einen altgedienten Robotikspezialisten führt, der ihm menschliches Aussehen verleiht.

 

Das letzte Drittel des Streifens befasst sich dann mit Andrews Erschließung der Themen Liebe und Tod. Embeth Davidtz, die im ersten Drittel als Amanda, im letzten als ihre Enkeltochter Portia auftritt, lässt uns schon als Amanda erahnen, dass der vermeintliche Roboter zu solch komplexen Emotionen fähig sein könnte. Durch Portia entwickelt sich allerdings der Wunsch, vollständig menschlich zu werden. Also entwickelt Andrew mit Ruperts Hilfe ein künstliches zentrales Nervensystem, künstliche Organe, lernt zu essen und körperlich zu lieben. Am Ende steht der Wunsch, Portia heiraten zu dürfen. Hier schließt sich der Kreis, denn diese Bitte wird (vorerst) vom Weltparlament aufgrund seiner angeblich nicht existenten Menschlichkeit abgelehnt. Zu anders sei er, da Andrew unsterblich sei. Und wieder hören wir den tragenden Satz: "Man ist stets gern zu Diensten", der in dieser Szene so viel über Andrews Gefühlswelt auszusagen vermag. Schließlich gelingt es, die Maschine altern und somit sterblich werden zu lassen und letztlich wird Andrew' s Wunsch, als Mensch zu gelten, entsprochen.

So gut dieser Gedanke auch gemeint war: spätestens hier treibt Columbus die anfangs so gefühlvoll und reizend inszenierte Geschichte auf die Spitze, was den Film ein wenig ins Kitschige abdriften lässt. Der Regisseur spielt mit den Emotionen seiner Zuschauer und übertreibt dabei leider ein wenig. Ich finde das nicht weiter schlimm, der Film wird dadurch an sich nicht schlechter, doch ertappte ich mich schon bei dem Gedanken, dass das Ende einfach ein wenig „too much“ ist. Dies ist für mich allerdings auch der einzige wirkliche Kritikpunkt an „Der 200 Jahre Mann“, wobei das ganze schauspielerisch wirklich grandios umgesetzt ist.

Denn Robin Williams beweist im „Bicentennial Man“ sein Gespür für Komik in Verbindung mit Tragik und Schwermut. Er sprüht vor Spielfreude, wobei vor allem die zweite Hälfte des Films, wie oben angedeutet, an Emotionalität kaum zu überbieten ist. Chris Columbus hatte mit Williams schon an „Mrs. Doubtfire“ gearbeitet, in dem der Mime ebenfalls brillierte. Zusammen mit (anfangs) Sam Neill und (im weiteren Filmverlauf) Embeth Davidtz als Amanda bzw. Portia agiert hier ein äußerst talentiertes und warmherziges Trio, dass den Film über weite Strecken zu tragen vermag und die zu vermittelnden Gefühle glaubwürdig und nachvollziehbar transportiert.

 

Technisch handelt es sich darüber hinaus um einen optisch sehr ansprechenden Film mit ausgezeichneten Spezialeffekten und einer so gelungenen Maske, dass Greg Cannom im Jahr 2000 für seine Arbeit am 2oo Jahr Mann für den Oscar nominiert wurde. Hätte der Regisseur zum Ende des Films ein wenig Zurückhaltung geübt, wäre aus „Der 200 Jahre Mann“ sicherlich ein Kassenschlager geworden. So spielte der Film unverdienter maßen bei seinen hohen Produktionskosten von rund 100 Millionen Dollar leider nur 93 Millionen ein, ein mir völlig unverständlich schlechtes Ergebnis.

 

Insgesamt handelt es sich um einen technisch sehr gut umgesetzten Film mit famosen Schauspielern und einem tollen Thema für einen SciFi Film, dem vielleicht zum Ende hin etwas weniger gut getan hätte. „Der 200 Jahre Mann“ ist ein Streifen für die ganze Familie, der das Spektrum positiver menschlicher Entwicklung und Gefühle abdeckt und somit seine absolute Berechtigung hat.

persönliche Bewertung: 5/6