Quelle: Cover und Bildzitate: Icestorm Entertainment
Quelle: Cover und Bildzitate: Icestorm Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eolomea, orignal: Eolomea (1972)

VEB DEFA Studio für Spielfilme, Icestorm Entertainment (DVD), gedreht in Farbe,

Produktionsland: DDR; Länge: 82 min

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Darsteller Team
Ivan Andonow als Daniel "Dan" Lagny Regie: Hermann Zschoche
Cox Habbema als Prof. Maria Scholl Produktions: Arbeitsgruppe Roter Kreis
Rolf Hoppe als Olo Tal Drehbuch: Angel Wagenstein, Hermann Zschoche, Willi Brückner
Wsewolod Sanajew als Kun, der Lotse Kamera: Günter Jaeuthe, Kurt Marks
Benjamin Besson als Sima Kun Schnitt: Helga Gentz
 Petar Slabakow als Pierre Brodski  Musik: Günther Fischer

Besprechung:

Inhalt:

In der Zukunft: die Menschheit hat sich im Sonnensystem ausgebreitet. Der Mond, Mars und die Asteroidenringe beherbergen Raum- und Versorgungsstationen, sowie Kolonien. Die große Raumstation Margot befindet sich in einem weiten Orbit um die Erde. Doch der idyllische Schein trügt. Bereits acht Raumschiffe sind auf unerklärliche Weise verschwunden. Die Weltraumbehörde der unter sozialistischer Flagge vereinten Erde steht vor einem Rätsel. Professorin Maria Scholl und ihr einstiger Lehrer Olo Tal leiten die Ermittlungen, wobei Tal der Ansicht ist, die Schiffe könnten mit ins System eingedrungener Antimaterie kollidiert und zerstört worden sein.

 

Scholl glaubt an diese These nicht. Nach und nach findet sie heraus, dass Tal der Behörde einst das Projekt Eolomea vorschlug. Ausgehend von sich alle 24 Jahre wiederholenden Funksignalen, die aus dem Sternbild Cygnus zu stammen scheinen, ging Tal davon aus, dass diese von einem hochentwickelten Planeten mit erdähnlichen Eigenschaften herrührten. Seine These, es handele sich um eine regelmäßige Abtastung der Erdoberfläche, fand jedoch seinerzeit keinen Anklang und der Antrag, ein Forschungsschiff mit zwei Piloten auszustatten, wurde abgelehnt.

Als plötzlich auf dem Bildschirm der Erdzentrale eines der verschwunden Raumschiffe auftaucht, ergreift Prof. Scholl die Gelegenheit und schließt sich dem Bergungsteam an. Doch während des Rendevouz beschleunigt die Crew des verloren geglaubten Transporters unvohergesehen und entzieht sich dem Zugriff. Scholl sieht nur einen Ausweg: ihr Geliebter Dan, der auf einem der Asteroiden auf einer kleinen Versorgungsstation als Captain stationiert ist, soll den Flüchtigen den Weg abschneiden. Was hat es mit dem seltsamen Verhalten der Mannschaft auf sich? Und warum scheint selbst die Raumstation Margot plötzlich verlassen?...

 

Fazit:Mit Eolomea schließe ich meine Serie über die Science Fiction Filme der ehemaligen DDR heute vorläufig ab. Mit Der schweigende Stern, Die Stunde des Skorpions, Signale, Eolomea und Im Staub der Sterne sind damit alle großen SF-Produktionen der damaligen DEFA Studios eingepflegt. Entstanden ist der Streifen 1971/72 als zweiter Teil einer geplanten Serie, die mit Signale ihren Anfang genommen hatte, die in dieser Art leider nicht fortgesetzt wurde.

Eolomea hat einige interessante Aspekte, vor allem technischer Natur zu bieten, wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich von der Geschichte an sich nicht sonderlich angetan bin. Für einen nur 82 Minuten langen Titel passiert einfach zu wenig. Wir haben zwar einige interessante Figuren, wie den von Wsewolod Sanajew gut in Szene gesetzten alten Lotsen Kun, dessen Sohn auf der Orbitalstation „Margot“ geboren wurde und den er noch nie gesehen hat. Nur der Traum, zusammen mit ihm einst zur Erde zurückzukehren, lässt ihn seine Arbeit noch immer verrichten. Auch der desillusionierte Daniel ist grundsätzlich eine interessante Figur, der von einem Außenposten im All auf den anderen versetzt wird und sich eigentlich nicht an Regeln halten mag. Seine Liebe zu Prof. Maria Scholl bleibt letztlich unerfüllt, weil er sich am Ende zu einem unwiderruflichen Schritt entschließt.

All das sind gute Ansätze. Doch wie schon zuvor in Signale werden m.E. diese Ideen nicht konsequent zu Ende gedacht. Auch wenn an der ein oder anderen Stelle durchaus eine versteckte Kritik am SED Regime der DDR herauszulesen ist, bleibt die Handlung doch seicht und, ich muss leider sagen, langweilig. Wieder einmal wurde das große technische Potential des talentierten DEFA Teams nicht vollends genutzt, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Sicherlich klingt der Gedanke einer meuternden Raumstation, dessen Bewohner sich gegen alle Befehle mit acht Raumschiffen auf die Suche nach dem legendären Planeten Eolomea macht, erst einmal spannend. Aber warum wird wieder einmal so viel Zeit mit in Bulgarien gedrehten Strandaufnahmen verschwendet? Warum erleben wir die Suche als solche nicht mit, oder zumindest die Entwicklung hin zu dem Schritt, der das gesamte Personal einer großen Raumstation dazu veranlasst, acht Raumschiffe zu entführen? Die Sehnsüchte zweier einsamer Männer, die auf einem Asteroiden stationiert sind, reichen für mich zumindest nicht aus, das Interesse wach zu halten.

Das ist schade, denn technisch gefällt mir Eolomea fast noch etwas besser als Signale, obwohl der für die damaligen Verhältnisse der Babelsberg Studios schon sehr gut gelang. Die Weltraum- und Raumschiffsequenzen sind wirklich gut umgesetzt. Kameramann Kurt Marks erzählt in einem auf der DVD enthaltenen Interview von den technischen Herausforderungen, denen sich die Macher gegenüber sahen. So hatte man beim Vorgänger von 1970 auf technischer Ebene bereits einige Erfahrungen sammeln können und komplettierte dieses Wissen durch eine genaue Analyse von 2001 - Odysee im Weltraum. Die dort verwendete Technik basierte auf einer auf Dauerlauf geschalteten Kamera, die allerdings erheblich schneller lief, als gewöhnlich. Gedreht wurde mit einer sowjetischen Kamera auf ORWO (Original Wolfen) Farb-Film und 70 mm. Als Ergebnis erreichte man keinen schwarzen, sondern dunkelbraunen Sternenhimmel, also musste man mit blau solange gegensteuern, bis ein tiefes Schwarz erreicht wurde. Die Modelle hingen kopfüber an drei schwarz gefärbten Klavierdrähten, so dass sie im Film nicht zu sehen waren. Die Tricksequenzen wurden übrigens Nachts gedreht, weil der kleinste Luftzug, etwa durch das Öffnen einer Tür, ausreichte, die ganze Aufnahme zu verderben. Mit begründetem Stolz berichtet Marks weiter, dass der Film von der damaligen UNIATEC (Union Internationale des Associations Techniques Cinematographiques = Internationale Union filmtechnischer Verbände) 1972 mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde.

 

Leider wurde derselbe Aufwand nicht unbedingt auch auf die Kulissen angewendet, die nicht an die Qualität des Vorgängerfilms heranreichen können. Sie wirken auf mich bisweilen sehr zusammen geschustert. Hier wirkten sich offenbar die wesentlich geringeren finanziellen Möglichkeiten der Filmemacher aus.

 

Von der schauspielerischen Seite gefällt mir der Streifen wieder sehr gut. Der große Rolf Hoppe (u.a. deutscher Schauspielerpreis für sein Lebenswerk) übernimmt die Rolle des geheimen Widersachers der Weltraumbehörde auf eine ebenso hintergründige, wie tiefsinnige und leicht sarkastische Weise. Der Bulgare Iwan Andonow zeigt sich gekonnt als rebellischer Kosmonaut Dan (Daniel Lagny), während Cox Habbema die selbstbewusste Prof. Maria Scholl gibt, die aber trotz allem Erfolges noch zu großen Gefühlen fähig ist. Was hätte mit diesen Darstellern aus Eolomea werden können, wenn nur die Geschichte etwas spannender wäre.

 

Ein Film mit einer Spieldauer von nur 82 Minuten darf sich aber nach meinem Dafürhalten einfach nicht so viele Längen leisten, wie sie hier nun einmal vorkommen. Daher empfinde ich Eolomea leider noch etwas langatmiger als Signale. Dennoch ist der Film gerade für diejenigen unter Euch, die an der Geschichte des deutschen Films Interessiert sind, absolut sehenswert. Leser, die in der ehemaligen DDR aufwuchsen, werden den Film wahrscheinlich sowieso kennen und ihn bereits ihrer Sammlung hinzugefügt haben.

persönliche Bewertung: 3/6