Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Icestorm Entertainment, DRA
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Icestorm Entertainment, DRA

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Stunde des Skorpions (1968)

DEFA Studio für Spielfilme Deutscher Fernsehfunk, Icestorm Entertainment; gefilmt in schwarz/weiß,

Produktionsland:DDR, Länge: 180 min in drei Teilen á 60 min

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Darsteller Team
Otto Mellies als Michail Kostja Regie: Horst Zaeske
Gunter Schoß als Pit Wendel Produktion: DFF, DEFA Studio für Spielfilme
Vera Oelschlegel als Dr. Kris Merten Drehbuch: Siegfried Peters, Horst Zaeske
Alfred Struwe als Frank Groneberg Kamera: S. Peters, T. Dähn, H. J. Hortscht, A. Krehl
Peter Ensikat als Ronny Harding Schnitt: Renate Müller
 Kurt Jung-Alsen als Barry Vanderbrook  Musik: Karl-Heinz Schröder

Besprechung:

Inhalt:

Das 21. Jahrhundert: die Welt ist bis auf wenige Staaten sozialistisch demokratisch. Doch es gibt noch einige Restelemente unter der Führung des Industriellen Vanderbrook, die als Terroristen für die Etablierung kapitalistischer Strukturen kämpfen.

Um dieses Ziel zu erreichen versucht Vanderbrooks Organisation an das neu entdeckte Graviton zu gelangen, dass, in falschen Händen, als fürchterliche Waffe missbraucht werden kann. Dafür schrecken die Verbrecher auch vor Einbrüchen und sogar Morden nicht zurück. Nach jedem Attentat werden am Tatort seltsame Fußspuren eines anscheinend unsichtbares Täters entdeckt. Das ruft die Geheimorganisation IKOM auf den Plan, die nicht nur versucht, fortan weitere Untaten zu verhindern, sondern auch das Rätsel um die mysteriösen Fußspuren zu lösen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn das Graviton ist bald voll einsatzfähig und soll mittels eines perfiden Plans von der Raumstation MIRNA entwendet werden...


Fazit:

Der Fernsehfilm Die Stunde des Skorpions ist vielen SciFi Fans der ehemaligen DDR natürlich ein Begriff, in der BRD ist der Streifen eher unbekannt.. Ich selbst stamme nicht aus der ehemaligen DDR und musste mir die deutsche SciFi dieser Zeit, immerhin wurden zwischen 1960 und 1975 vier SciFi Filme und ein Fernsehfilm produziert, erst erschließen. Wenn man sich aber erst einmal an den naturgemäßen sozialistischen Touch der Filme gewöhnt hat, wissen die nämlich durchaus zu gefallen.

Die Stunde des Skorpions wurde dabei meiner bescheidenen Meinung nach oft zu unrecht unterstellt, man hätte schamlos bei Raumpatrouille Orion geklaut, die zwei Jahre zuvor im westdeutschen Fernsehen gelaufen war. Man kann natürlich einige Ähnlichkeiten finden, wenn man denn möchte, so ähneln sich Kleidung und Frisuren, teilweise sind einige Kulissen ähnlich und hüben wie drüben handelt die Geschichte von einer Art Geheimorganisation. Und dann gibt es auch noch den obligatorischen SciFi Tanz, der Orion so berühmt gemacht hat, und der in ähnlicher Form auch in diesem DDR-Klassiker vorkommt.

Doch damit hätte es sich eigentlich auch schon und all diese Tatsachen könnten durchaus auch Zufälle sein, denn die Mode der 60er Jahre war eben in beiden Teilen Deutschlands ähnlich, einen seltsamen Tanz gab es schon im Film Ikarie XB1 (Tschechoslowakei 1963) und eigentlich hat die IKOM des DDR-Films mit dem GSD aus Orion so gut wie überhaupt nichts gemeinsam. Darüber hinaus spielt die Orion im All und ist eine hundertprozentige Space Opera (vom feinsten, wenn ich das einmal anmerken darf), während wir hier eine Agentengeschichte vor uns haben, die im 21. Jahrhundert angesiedelt ist. Laut Geschichte gibt es gerade einmal interplanetare Reisen bis zum Mars und zur Raumstation MIRNA.

Man sieht also, Berichte darüber, die DDR hätte beim kapitalistischen Konkurrenten schamlos geklaut, scheinen auf dem zweiten Blick doch arg übertrieben. Statt dessen hat der DFF uns mit diesem Dreiteiler ein spannendes kammerspielartiges Stück SciFi geschenkt, dass außer einer guten Story noch mit guten Schauspielern und für die damalige Zeit auch schönen Kulissen aufwarten kann. Otto Mellies war in den 60er Jahren in der DDR ein Star und galt auch nach dem Fall der Mauer als großartiger Schauspieler. Noch heute ist der inzwischen 83jährige noch regelmäßig im TV zu sehen, erst kürzlich im Dokuspielfilm „Die Spiegel-Affäre“.

 

Gunter Schoß spielte den Draufgänger Pit Wendel genauso gekonnt, wie etwa Dietmar Schönherr den McLane in Orion oder Nick Tate den Alan Carter in Mondbasis Alpha 1. Auch die anderen Schauspieler des Ensembles waren insgesamt gute Schauspieler und davon lebt dieser Dreiteiler m. E. bis heute.

Ein wenig unverständlich erscheint mir, warum der DFF nicht etwas mehr auf Spezialeffekte gesetzt hat, die Möglichkeiten dazu waren absolut gegeben. Stattdessen begnügte man sich mit einer Aufnahme der Raumstation MIRNA aus  Der Himmel ruft, die zweifelsohne sehr gut gelungen war. Dafür gab man sich wiederum Mühe mit den wenigen vorhandenen Kulissen, die durchaus dem Standard jener Zeit entsprachen, wenn sie natürlich auch nicht so aufwendig waren, wie etwa in US-Serien.

 

Positiv fällt an der Geschichte, abgesehen vom recht gelungenen Spannungsbogen, auch die wissenschaftliche Genauigkeit auf, soweit dies möglich war. Die gegebenen Erklärungen entsprechen überwiegend dem damaligen Wissensstand und überzeugen auf ganzer Linie. Es wird nicht einfach irgend ein Technobabble verwendet, sondern die Autoren achteten sehr genau darauf, dass die jeweilige Erklärung nicht nur passte, sondern auch wirklich glaubwürdig war. Natürlich begab man sich mit der Entdeckung des „Graviton“ ins Reich der SciFi, doch die restlichen Ideen, etwa die zur möglichen Unsichtbarkeit eines feindlichen Agenten (die werden mit der Umlenkung von Licht erklärt), waren wohl überlegt.

Dies alles trägt dazu bei, dass mir Die Stunde des Skorpions als Sci-Fi Kammerspiel der 60er Jahre ganz gut gefällt. Natürlich hat die Realität die Story schon lange eingeholt. Die Erde ist nicht sozialistisch geworden und wenn man politisch gesehen von Reststaaten reden kann, dann in Bezug auf kommunistisch/sozialistische. Dennoch halte ich hier einen unterhaltsamen und handwerklich gut gedrehten Fernsehfilm in meinen Händen, der mir nicht nur aufgrund meines geschichtlichen Interesses jeden Cent wert war.

persönliche Bewertung: 4/6