Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Warner Bros.
Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Warner Bros.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Omega Mann, original: The Omega Man (1971)

Walter Seltzer Productions, Warner Bros. Entertainment, gefilmt in Technicolor, Produktionsland: USA

Länge: 98 min

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Darsteller Team
Charlton Heston als Robert Neville Regie: Boris Sagal
Anthony Zerbe als Matthias Produktion: Walter Seltzer
Rosalind Cash als Lisa Drehbuch: John und Joyce Corringten, Richard Matheson (Romanvorlage
Paul Koslo als Dutch Kamera: Russel Metty
Lincoln Kilpatrick als Zachary Schnitt: William H. Ziegler
Eric Laneuville als Richie Musik: Ron Grainer, Cootie Williams

Besprechung:

Inhalt:

1977: zwei Jahre zuvor wurde die Menschheit durch einen biologischen Krieg zwischen China und der Sowjetunion fast vollständig ausgelöscht. Nur wenige Menschen haben die Katastrophe schwer mutiert überlebt. Einzig Robert Neville, ein Militärwissenschaftler und spezialisiert auf die Bekämpfung biologischer Kampfstoffe bzw. die Entwicklung von Impfstoffen gegen solche, scheint immun. Allein und einsam lebt er in seiner Heimatstadt Los Angeles in seiner zur Festung ausgebauten Wohnung. Er versorgt sich durch Streifzüge durch die menschenleere Stadt. Hier findet er Nahrung und Benzin, um einen Stromgenerator zu betreiben.

 

 

Dieser hilft ihm nicht nur bei seinen Forschungen, sondern ist auch Schutz vor Matthias und seinen Mutanten-Schergen, die Technologie, moderne Waffen, Wissenschaft und jedes Wissen außer dem der Bibel ablehnen und aufs Blut bekämpfen. Der ehemalige Fernsehpriester hält sich für den Auserwählten, der berufen ist, die Welt im Lichte eines alttestamentarischen Reaktionsmus neu erstehen zu lassen. Neville stellt für ihn eine Bedrohung dar, denn er ist gesund, Wissenschaftler und Soldat. Der einsame Robert setzt sich immer wieder erfolgreich zur Wehr, bis er eines Tages in einem Weinkeller überrumpelt und gefangen genommen wird. Doch kurz bevor er in einem ehemaligen Stadion bei lebendigen Leib verbrannt werden kann, taucht der junge, ehemalige Medizinstudent, Dutch auf einem Motorrad auf und rettet ihm das Leben. Er ist in Begleitung der hübschen Schwarzen Lisa. Beide scheinen gesund zu sein, obwohl Lisas Bruder sich bereits im zweiten Stadium der Seuche befindet. Dieses Treffen motiviert den Wissenschaftler, seine Arbeit umso stärker voranzutreiben, denn Dutch versteckt nicht nur etwa ein Dutzend Kinder, die es zu retten gilt, auch spürt Neville etwas, das er seit Jahren vermisste: die Nähe einer Frau, die sich zu ihm hingezogen fühlt...

 

Fazit:

Wenn ein Roman seit seinem Erscheinen bereits vier mal verfilmt wurde, dann spricht das durchaus für das Werk des Autors. In diesem Fall handelt es sich um Richard Mathesons Science Fiction Roman I am Legend von 1954. 1964 konnten wir Vincent Price als Last Man on Earth bewundern, 1971 trat dann Charlton Heston in seine Fußstapfen und spielte den Robert Neville im Omega Mann. Schließlich wagte sich Will Smith 2007 an die Rolle des Militärwissenschaftlers im Blockbuster I am Legend heran, der vermeintlich als einziger Mensch auf der Erde eine von Menschen herbeigeführte Seuche überlebt und nun verzweifelt versucht, ein Heilmittel zu entdecken. Last but not least sprang die B-Movie Schmiede Asylum ebenfalls im Jahr 2007 mit dem Mockbuster I am Omega auf denselben Zug auf, bei dem immerhin der relativ bekannte Mime Mark Dacascos ("Kickboxer 5", "Pakt der Wölfe", "Hawai 5-0") die Hauptrolle spielte.

Mir persönlich gefallen alle drei Varianten sehr gut, wobei ich als Heston Fan den Omega Mann etwas bevorzuge. Nachdem Charlton Heston in den 50er und frühen 60er Jahren vornehmlich in Monumentalfilmen wie „Die zehn Gebote“, „Ben Hur“ oder „El Cid“ zu sehen gewesen war, hätte er sich sicherlich nie träumen lassen, einmal einen der wichtigsten Beiträge zur Science Fiction der Spät-60er und frühen 70er Jahren zu leisten. Seine zwischen 1968 und 1971 entstandenen Filme Planet der Affen, Der Omega Mann und Soylent Green  sind heute absolute Kultklassiker und können jedem, der sie noch nicht gesehen hat, nur wärmstens ans Herz gelegt werden.

 

Wie sehr sich der vielfach ausgezeichnete Schauspieler auf seine Rolle als einsamer Wissenschaftler vorbereite, zeigt die Dokumentation „The Last Man Alive“, in der Heston mit dem bekannte Anthroplogen Dr. Ashley Montague über seine Rolle philosophiert. Er erzählt darüber: „Ich las einige seiner Arbeiten, worin ich vieles fand, was für die Charakterisierung Nevilles m.E. wichtig war.“ Der Schachtisch in seiner zur Festung ausgebauten Wohnung  spielt in diesem Zusammenhang eine prominente Rolle. Wird direkt zu Beginn des Films schon deutlich, dass Neville unter einer, zumindest beginnenden, Psychose leidet, sämtliche Telefone scheinen in den Straßen zu schellen, obwohl doch hier schon deutlich ist, dass dies unmöglich ist, zeigt der Schachtisch in seinem Apartment diesen Zustand nur umso deutlicher. Heston sagt darüber: „Der Schachtisch verdeutlicht einen Persönlichkeitsaspekt Nevilles, der mich am meisten interessierte. Außerdem zeigte er die Einsamkeit in seinem Leben. Er spielte Schach mit sich selbst, oder tatsächlich mit einer Büste von Julius Cäsar, was aufs Gleiche hinausläuft. Wir sind uns nie ganz sicher, inwieweit er sich bewusst ist, dass er auf beiden Seiten die Züge macht.“

 

Heston zeigt hier einmal mehr die Genialität seines Spiels. Rollen wie die des Taylor, Thorn oder auch Neville schienen ihm auf dem Leib geschrieben. Selten hat ein Akteur es geschafft, eine derartige Präsenz zu entwickeln, so dass man über fast ein Drittel des Titels hinweg eigentlich nichts vermissen muss, obwohl er allein den Film mit seinen Streifzügen durch eine tote Stadt, Selbstgesprächen, seinem Schachspiel gegen sich selbst und letztlich seinem Kampf gegen „die Familie“ trägt. Natürlich weisen seine drei Science Fiction Filme jener Zeit gewisse Gemeinsamkeiten auf. Jedes mal geht es um einen intelligenten, aber desillusionierten Geist, der trotz seines fast alles überstrahlenden Pessimismus eine gewisse Liebe zur Menschheit nicht verbergen kann. Diese geht soweit, dass er bereit ist, sich selbst in Gefahr zu bringen, ja, wenn nötig auch zu opfern. Natürlich trägt auch der von Will Smith verkörperte Robert Neville diese Züge in sich, doch kommt sein Alleinsein zumindest anfangs nicht voll zum tragen, hat er doch immerhin einen Schäferhund als Begleiter.

Anthony Zerbe, Science Fiction Fans vielleicht mehr durch seine Rollen in Star Trek VIII (Admiral Matthew Dougherty) und dem zweiten, sowie dritten Matrix Film (Senator Haman) bekannt, spielt Hestons Widersacher Matthias. Wer er ist, wird durch das erzählerische Stilmittel der Rückblende deutlich. Ein mit biologischen Massenvernichtungswaffen ausgefochtener Krieg zwischen China und der Sowjetunion zerstört die Erde und ihre Bewohner. Matthias ist ein Fernsehprediger, der der Wissenschaft und der Technik die Schuld am Massensterben auf dem Planeten gibt. Er überlebt die Katastrophe zusammen mit einigen anderen Hundert Menschen, allerdings infiziert, mutiert und schwer körperlich, sowie geistig gezeichnet. Nun zieht er mit einem Mob nachts durch die Straßen, tagsüber können die albiotischen Erkrankten nicht mehr sehen, und lässt Bücher verbrennen und Nichtinfizierte wie Robert Neville jagen. Neville verkörperte dabei gleich ein dreifaches Feindbild, das des Militärs, des Wissenschaftlers und das der „alten Ordnung“, „Kreaturen“, wie Matthias die Nichtinfizierten nun brandmarkt. Zerbe füllt die Rolle des wahnsinnigen Predigers, der sich zum Herrscher einer neuen Welt aufspielt und im Geiste einer gefährlichen und reaktionären Bibeltreue handelt, sehr überzeugend. Der Mann versteht es, durch seine Stimme und sein Auftreten im Zuschauer Angstgefühle zu erzeugen, an die sich Neville seit über zwei Jahren gewöhnt hat.


Als sei die Verarbeitung der Ängste und Befürchtungen der Menschen der 70er Jahre, Umweltverschmutzung, Energiekrise, Massenvernichtungsvernichtungswaffen etc. nicht genug, wollte Joyce Corrington  das Konfliktpotential des Drehbuches weiter erhöhen. Da sie an einer Uni für Schwarze Chemie lehrte, in diesem Fach hat sie einen Doktortitel, kam sie auf die Idee, den Geist der in den frühen 70er Jahren immer stärker aufkommenden Black Power Bewegung aufzunehmen und Neville auf eine schwarze Überlebende treffen zu lassen. Das resultiert in einer Kussszene, die Paul Koslo, der die relativ kleine aber wichtige Rolle des Dutch verkörperte, für bahnbrechend hielt. Dass diese Idee allerdings schon zwei Jahre zuvor von Gene Roddenberry in „Platons Stiefkinder“ in der dritten Staffel von Star Trek verwirklicht worden war (Kirk küsst Uhura) und der Filmkuss in Der Omega Mann daher möglicherweise auf diese Folge zurückgehen könnte, bleibt leider unerwähnt.

 

Abgesehen von den sehr guten schauspielerischen Leistungen und den oftmals interessanten Kamerafahrten und Zooms, ist vor allem die Filmmusik von Ron Grainer und Cootie Williams interessant. Diese scheint auf den ersten Blick eher zu einem Fantasyfilm oder vielleicht einem Western zu passen, obwohl Elemente beider Genres durchaus vorhanden sind. Der Streifen wird mit einer leichten, streicherbasierten Musik eingeleitet, die von Querflöten, einem weichen mit Pinsel gespielten Schlagzeug, Keyboard, ein wenig Gitarre und einer Triangel ergänzt wird und eigentlich viel zu fröhlich für das Filmthema ist. Dies wird nur einen Augenblick später deutlich, als Neville an auf der Straße liegenden Toten vorüber fährt, die uns erahnen lassen, dass mit dieser Stadt irgendetwas so gar  nicht stimmt. Diese musikalische Einleitung ist mir beim erneuten Anschauen sofort aufgefallen und falls Ihr Euch das Werk zufällig bald einmal zu gemüte führen solltet, achtet doch einmal darauf. Das Grundthema wird im Verlauf immer wieder aufgegriffen, doch werden die Instrumente teilweise ersetzt, oder anders gespielt, so hören wir etwa von nun an ein mit Sticks gespieltes Schlagzeug, die Triangel verschwindet und der leichte Sound des Intros verwandelt sich in teils dramatische Töne. Das ist sehr atmosphärisch und verfehlt seine Wirkung nicht. Sehr gut komponiert finde ich auch die fast sakral anmutenden und für die Auftritte "der Familie" komponierten Orgelklänge.

 

Allen Lesern dieses Artikels, die Der Omega Mann noch nicht kennen oder ihn sehr lange nicht mehr gesehen haben, sei der Film (noch einmal) wärmstens ans Herz gelegt. Er gehört zum relativ kurzlebigen Subgenre der Ökö-Science Fiction, hat Sinn und Herz und verfügt darüber hinaus über brillante Schauspieler. Es handelt sich hier um einen Kultklassiker, der m.E. in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf.

persönliche Bewertung: 5/6