Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Icestorm Entertainment
Quelle: DVD Cover und Szenenfotos: Icestorm Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Himmel ruft, Original: Njebo Sowjot (1959)

Filmstudio Alexander Dowshenko Kiew, DEFA, Progress Filmverleih; Produktionsland: UDSSR; Länge: 71 min

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Darsteller Team
Iwan Perewersew als Kosmonaut Kornew Regie: Alexander Kosyr, M. Karjukow
Alexander Schworin als Kosmonaut Andrej Produktion: Filmstudio Alexander Dowshenko Kiew
Konstantin Bartaschewitsch als Astronaut Clark Drehbuch: A. Sasonow, M. Karjukow, J. Pomeschtschikow
Gurgen Tonunz als Astronaut Werst Kamera: Nikolai Kultschizki
Wiktor Dobrowlolski als Demtschenko Spezialeffekte: F. Semjannnikow, N. Iljuschin

Besprechung:

Inhalt:
In der Zukunft hat sich das Wettrüsten der Supermächte in einen Wettlauf zu den Sternen verwandelt. Von einer russischen Raumstation aus planen die Kosmonauten Kornej und Andrej mit ihrem Raumschiff Rodinah einen Flug zum Mars. Während sie auf die günstigste Planetenkonstellation warten, dockt ein amerikanisches Raumschiff, die Typhoon, an der sowjetischen Raumstation an. Die Astronauten Clark und Werst verfolgen dasselbe Ziel wie Kornej und Andrej. Als die beiden bei einer amerikanischen Gesellschaft angestellten Astronauten von den Plänen der Konkurrenz erfahren, starten sie die Typhoon, ohne Rücksicht auf ihren zu geringen Treibstoff zu nehmen.

Es kommt, wie es kommen muss. Die Amerikaner verirren sich, der Treibstoff geht zur Neige und sie geraten auch noch in einen Meteroidenschwarm. Als die Raumstation den Notruf des gestrandeten Raumschiffes erhält, gibt für Kornej und Andrej kein zögern: sie brechen mit der Rodinah auf, um den beiden Astronauten zu Hilfe zu eilen.

Doch auch ihr Treibstoffvorrat ist begrenzt, so bleibt nach der ersten Rettung nur eine Wahl, die vier Verunglückten müssen auf einem Asteroiden notlanden, der seine Bahnen um den Mars zieht...


Fazit:

Auch wenn wir Westeuropäer kaum Filme aus dem ehemaligen sozialistischen Osten kennen, gibt es auch aus diesen Ländern sehenswerte SciFi zu bewundern. Solaris von Andrej Tarkowskij ist ein für diese These. Ein weiterer sehenswerter Klassiker ist Der Himmel ruft von M. Karjukow. Der Film von 1959 hat eine so ansprechende Ästhetik und für die damalige Zeit beeindruckende Spezialeffekte, dass es sich Roger Corman und Francis Ford Coppola nicht nehmen ließen, ganze Passagen und Szenen aus dem Werk zu übernehmen. Und tatsächlich verfügt dieses ansehnliche Werk über eine sehr schöne Bildsprache. Der Streifen ist  elegant und eindrücklich fotografiert. Die Special Effects Artists F. Semjannikow und N. Iljuschin haben mit ihrer, für die damalige Zeit, sehr guten Arbeit einen großen Teil dazu beigetragen. Darüber hinaus hat man sich in der UDSSR wirklich Gedanken gemacht. So verfügt etwa die Raumstation, von der die TYPHOON und ihr russisches Pendant, die RODINAH, starten, über ein sich mit ein "g" Schwerkraft drehendes Wohnmodul in Form eines Rades, wie es ansonsten erst acht Jahre später in Kubriks Meisterwerk 2001, Odyssee im Weltraum wieder zu finden ist. Leider ist ausgerechnet die Totale der Station nicht so schon fotografiert, wie etwa der unten gezeigte Aufgang des Planeten Mars. Dennoch macht auch dieser Teil des Films insgesamt visuell einiges her.

Thematisch ist Der Himmel ruft natürlich sozialistisch geprägt, die amerikanische Raumfahrt wird zum werbefinanzierten Spektakel, dass einzig zur Gewinnmaximierung dient. So hält etwa der Astronaut Mr. Werst Werbeansprachen vom Bord der Typhoon aus. Das alles mag aus heutiger Sicht reichlich antiquiert, fast albern wirken. Doch gilt es zu bedenken, dass der US- amerikanische SciFi Film jener Tage die Propagandatrommel nicht minder laut schlug. Die 50 und 60er Jahre waren eben vom Kalten Krieg überschattet, in dem jede Weltmacht einen alleinigen Anspruch auf Recht formulierte. Davon abgesehen geht es sowohl in Begegnung im All, als auch in hier um friedliche Themen wie Koexistenz und Völkerverständigung, auch wenn diese natürlich sozialistisch geführt sein sollten.

 

Insgesamt kommt dieser sowjetische Klassiker aber doch wesentlich gewaltfreier daher, als viele seiner Pendants aus den USA. Es gibt weder wilde Schießereien, noch einen großen Krieg oder fiese Monster. Einzig die Katastrophe der TYPHOON, ausgelöst von der Geldgier der Finanzbosse, sowie die Rettung der beiden US-Astronauten rückt in den Fokus der Erzählung. Hinzu gesellt sich die Liebe des Heimatlandes und die typisch russische Schwermut in Form des Vermissens der Familie  - also durchaus schöne Themen für einen Science Fiction Film und absolut sehenswert, wie ich finde. Erwähenswert wäre meines Erachtens auch die Erzählweise an sich. Wie schon in Begegnung im All handelt es sich nicht um „reale“ Ereignisse der Protagonisten, sondern um erzählte Träume. Im ersten Fall sind es Tanja und Paul, die von einem Abenteuer auf dem Mars träumen, der ebenfalls in einer Rettungsmission, hier aber eines Außerirdischen, münden. In „Metschte Mawstretschu“ ist es ein Schriftsteller, der einen Roman über die „Himmelsstürmer, die den Kosmos erklimmen“ (wunderschön übersetzt vom Atelier Leipzig) schreiben möchte und nachts ein Abenteuer träumt.

 

Die Musik ist stellenweise vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und klingt ein wenig nach antiquierter Heimorgel. Andere, orchestralisch angelegte Stücke sind dagegen wieder recht ansprechend gelungen. Dieser Stilbruch wird mir nicht immer klar. Ich vermute, vor allem die orgelartigen Sounds sollen futuristisch wirken. Die schauspielerischen Leistungen sind nicht schlechter, als die amerikanischer Kollegen. Gungen Tonunz spielt den Amerikaner Werst zwar etwas sehr klischeehaft, dies sei ihm allerdings verziehen, da es auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs auch nicht anders gehandhabt wurde. Konstantin Bartaschewitsch als Clark, der Antagonist zu Werst, gefällt mir hingegen recht gut. Sein Astronaut ist eher an russische Ideale und Vorstellungen angelehnt, doch sind ihm dieselben Dinge teuer, wie jedem Menschen, nämlich das Leben auf der Erde und im Heimatland, sowie die Familie.

Ich denke, einige von Euch werden der sowjetischen Art der Erzählstruktur nicht allzu viel abgewinnen können, da sie recht wenig Action enthält. Trotzdem sollte den Ästhetik-Freunden unter Euch „Der Himmel ruft“ einen Blick wert sein, denn er verfügt über eine wunderschöne Bildersprache, wenn es auch ein wenig an Spannungsmomenten mangelt.

persönliche Bewertung: 4/6