Quelle: you tube: https://www.youtube.com/watch?v=p1GcCftZIZ8
Quelle: you tube: https://www.youtube.com/watch?v=p1GcCftZIZ8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Herr vom anderen Stern (1948)

Herzog Film Verleih GmbH, Comedia Film GmbH.derzeit ohne Lizenz, gefilmt in schwarz/weiß;

Produktionsland: Deutschland; Länge: 93 mi, mit legalem Direktlink zum Film, da Open Source

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Darsteller Team
Heinz Rühmann als Herr vom anderen Stern Regie: Heinz Hilpert
Anneliese Römer als Flora Produktion: Heinz Rühmann, Alf Teichs
Hans Cossy als Emil Drehbuch: Werner Illing, Max Christian Feiler
Peter Pasetti als Minister Kamera Georg Bruckbauer
Bruno Hübner als 17 Musik: Werner Egk
Rudolf Schündler als Oskar Schnitt: Max Michel

Besprechung:

Inhalt:

Da nichts den Inhalt des Films meines Erachtens so gut beschreibt, wie der Prolog zu Beginn, werde ich mich darauf beschränken, diesen zu zitieren:

„Es war einmal ein Mann, der hieß Aldebaran und lebte auf einem anderen Stern. Eines Tages machte er eine Vergnügungsreise durch das Weltall und landete auf der Erde.

r war anders als die Erdbewohner und sie wünschten, ihn wieder los zu sein. Aldebaran wäre auch gleich wieder abgereist, wenn er sich nicht Hals über Kopf in ein hübsches Mädchen verliebt hätte. Aber dieses Mädchen hatte der außergewöhnlichen Fähigkeiten Aldebarans wegen große Angst um ihn und er versuchte nun so zu sein, wie alle anderen.

Jetzt ging es rasch mit ihm bergab und er fürchtete, nie mehr die Erde verlassen zu können. Dem Mädchen brach das Herz darüber. Aber es liebte ihn mehr wie sich selbst und gab ihn wieder frei. Da wurde er gleich wieder der Alte und reiste spornstreichs zurück auf seinen Stern. Die Geschichte von Aldebaran ist uralt und wahr, und passiert auch immer wieder.“

(Prolog)


Fazit:

Hätte nicht ein Mitglied meines Lieblings Sci-Fi Forums http://www.scifi-forum.de/ den Film Der Herr vom anderen Stern kürzlich in einem Thread erwähnt, er wäre wohl nie auf meiner Seite erschienen. Umso erfreulicher ist dieser Umstand. Ich habe den Rühmann-Streifen von 1948 zwar einmal vor einiger Zeit gesehen, da er allerdings zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels auf DVD nicht erhältlich ist, ziemlich schnell auch wieder aus den Augen verloren. So konnte ich mich tatsächlich kaum mehr an den Inhalt erinnern. Gott sei Dank gibt es heute im Internet Formate wie die Tube oder archive.org, in der man bisweilen richtige alte Filmschätze entdecken kann, so auch dieses Werk

 

Als ich den Film dann jetzt noch einmal angeschaut und mir die dazu gehörige, mehr als dürftige, Wiki zu Gemüte führte war klar, dass ich nun doch einmal meinen eigenen Senf zu diesem frühen Nachkriegswerk Heinz Rühmanns hinzu tun muss. Das Kabel 1 Filmlexikon bezeichnet den deutschen SF-Streifen als den „Versuch einer kabarettistisch aufgeputzten Nachkriegssatire, die an den Ungereimtheiten des Drehbuchs und der Konzeptlosigkeit der Regie scheitert." (http://www.kabeleins.de/sosiehtsaus/film/filmlexikon/filme/der-herr-vom-anderen-stern) Nun, leider sind die Artikel im Kabel 1 Lexikon nicht namentlich gekennzeichnet, so werden wir leider nie erfahren, warum er die eindeutig immer noch vom deutschen Expressionismus beeinflussten, sehr ansehnlichen Szenen im Film (die ersten 6 Minuten des Films sind ein gutes Beispiel dafür), keines Blickes würdigt. Noch interessierten ihn die aufwendigen Bühnenbauten, oder die mutige Idee, einen Film über Andersartigkeit kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Land zu drehen, dass eben jene Andersartigkeit zwölf lange Jahre verfolgte und nun besetzt war. Insofern ist es schade, dass hier lediglich Schwächen in der Regiearbeit aufgeführt, nicht aber die oben erwähnten Aspekte berücksichtigt werden

Nun sind Filme natürlich Geschmackssache, keine Frage. Doch spielt es zumindest für mich eine große Rolle, wann und von wem ein Film gemacht wurde. Heinz Rühmann produzierte diesen Streifen mit, es war ihm offenbar eine Herzensangelegenheit. Als Star des Nationalsozialmus gefeiert, der sicherlich gute Beziehungen zu Göbbels und Göring unterhielt, war Rühmann jedoch nie politisch aktiv, oder motiviert. Bis 1938 war er mit der als Jüdin gebrandmarkten Maria Bernheim verheiratet und ab 1939 mit der nach den Nürnberger Rassengesetzen als „Vierteljüdin“ bezeichneten Hertha Feiler.

Als der Titel 1948 erschien, muss das für Rühmann durchaus ein Befreiungsschlag gewesen sein. Man könnte ihm an dieser Stelle Opportunismus vorwerfen. Schließlich war Deutschland 1948 ein zerstörtes, geschlagenes und besetztes Land, das kurz davor war, endgültig geteilt zu werden. Doch möchte ich dem entgegen halten, dass Rühmann sein eigenes Geld in die Produktion des Films steckte und keine Auftragsarbeit ausführte, wie so viele andere, in der Nazizeit ebenfalls von der Propaganda gefeierte Stars. Des Weiteren wurde die Aufführung des Titels zeitweise sogar von den Alliierten verboten, was eindeutig gegen die Opportunistenthese spricht.

 

Die Seitenhiebe auf den typisch deutschen Staatsapparat inkludiert, bietet Der Herr vom anderen Stern somit einen Stoff, der in einem Deutschland der Nachkriegszeit sicherlich seiner Zeit weit voraus war. Das eigentliche Kernthema wurde zwar durch die phantastische Ebene entschärft. Dem Zuschauer damaliger Zeiten wird sich das Werk wahrscheinlich also eher als modernes Märchen dargestellt haben, dass bestenfalls komödiantisch und (herrlich) selbstironisch aufgemotzt war. Doch haben wir darüber hinaus einen Film vor uns, der in seiner Grundthematik dem heimischen Kino der Nachkriegszeit voraus war. Der deutsche Film galt seit den 20er Jahren als einer der fortschrittlichste seiner Zeit. Regisseure wie Fritz Lang schrieben mit Metropolis Geschichte, tricktechnisch konnte niemand der Bavaria, die 1940 mit Weltraumschiff 1 startet  völlig neue Standards etabliert hatten, das Wasser reichen.

 

In derselben Tradition ist Der Herr vom anderen Stern nach ebenfalls zu sehen. Sicherlich kann er nicht mit ähnlich innovativen Bauten, einer ausgeklügelten Tricktechnik oder revolutionärer Kameratechnik, wie in oben genannten Beispielen, mithalten. Doch die Geschichte ist gefühlvoll in Szene gesetzt und thematisch reizvoll. Heinz Rühmann gibt den smarten Querdenker, der zwar auf der Erde die Liebe erlebt, letztlich aber an den vom Staat auferlegten Ein- und Beschränkungen fast zerbricht. Seiner geliebten Flora bleibt letztlich nichts anderes übrig, als ihn ziehen zu lassen. Davon abgesehen ist der Plot, bezogen auf die Entstehungszeit als äußerst fortschrittlich zu bewerten, so dass ich jedem Fan alter, vor allem aber auch deutscher Science Fiction diesen Film gerne ans Herz legen möchte.

 

Update:

Das Label Filmjuweln er Alive Vertrieb und Marketing hat sich inzwischen - wie bei anderen Heinz Rühmann Filmen auch - des hier besprochenen Films angenommen. Ab 09.März 2009 ist Der Herr vom anderen Stern als DVD verfügbar. Aus diesem Grund wird der hier vorhandene Direktlink zum Film spätestens am 08.03.2017 entfernt. Fans sei der Kauf ans Herz gelegt.

persönliche Bewertung: 4/6