DVD Cover und Szenenfotos: Universal
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Das Ding aus einer anderen Welt, orignal: The Thing (1982)

Universal Pictures, Turman Foster Company; Produktionsland: USA; Länge: 109 min

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Spalte 1 Team
Kurt Russel als R. J. MacReady
Regie: John Carpenter
Wilford Brimley als Blair Produktion: David Foster, Lawrence Turman, Stewart.Cohen
Richard Dysart als Dr. Coppe Drehbuch: Bill Lancaster
Peter Maloney als Bennings Kamera: Dean Kundey
Keith David als Childs
Schnitt: Todd Ramsay
David Clennon als Palmer Musik: Ennio Morricone, John Carpenter

Besprechung:

Inhalt:

1982: ein zwölfköpfiges amerikanisches Team lebt gemeinsam in der Abgeschiedenheit einer arktischen Forschungsstation, als eines Tages ein Hubschrauber der benachbarten norwegischen Anlage, offenbar einen Hund jagend, auftaucht. Als sich das Tier zu den Amerikanern flüchtet landet der Helikopter, ein schwer bewaffneter Mann entsteigt und eröffnet ohne Vorwarnung das Feuer. Der Norweger wird erschossen und begraben. Nach einer gemeinsamen Beratung entschließt man sich, diesen eigenartigen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Der Pilot R. J. MacReady fliegt darauf hin mit zwei weiteren Kameraden zur norwegischen Station, doch sie ist vollkommen zerstört. Überall befinden sich fürchterlich entstellte Leichen, einige begingen offenbar Selbstmord, andere wurden verbrannt. In einem Raum entdeckt das Team eine Öffnung, die anscheinend tief ins Eis führt.

 

Wieder zurück gekommen, erzählen die drei, was sie gesehen haben. Auch haben sie einen fürchterlich entstellten Toten für eine Obduktion mitgebracht, doch kann der Stationsarzt Dr. Copper die Ursache für diese anscheinenden Mutationen nicht herausfinden. Noch in derselben Nacht überschlagen sich die Ereignisse, als der Hund zum Rest des Rudels gesperrt wird. Das Tier zerreißt förmlich und in seinem Inneren scheint ein furchterregendes, außerirdisches Ding zu leben, dass nur ein Ziel hat: einen Wirt zu finden, seine Identität anzunehmen und sich zu vermehren. Von nun an herrscht Ausnahmezustand, denn wenn das fremde Wesen die Gestalt jedes Lebewesens kopieren kann, könnte ebenfalls jeder Mensch infiziert sein. Ein grausames Katz- und Maus Spiel beginnt und bald ist klar, dass mindestens ein Gruppenmitglied tatsächlich infiziert ist, denn die Station wird sabotiert...

 

Fazit:

Es ist immer wieder erstaunlich mit anzusehen, wie sich der SciFi-Horror Film in Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat. Vergleichen wir etwa Das Ding von 1951 mit John Carpenter' s Remake von 1982, finden wir weder in der Erzählweise, noch in der Machart noch großartige Ähnlichkeiten. Schon 1977 hatte Alien bewiesen, dass das Subgenre der SciFi Horror neue Wege gehen müsste weg von der subtilen, andeutungsweisen, fast familienfreundlichen Erzählart hin zu drastischen, klaustrophobischen, manchmal auch gehetzten, ja sogar brutalen Bildern. So ist „Das Ding aus einer anderen Welt“ für mich die konsequente Weiterentwicklung dessen, was Ridley Scott mit Alien begann, ohne dass Carpenter dabei seinen ganz eigenen Stil vernachlässigt hätte.

Ich liebe Carpenter' s ältere Filme. Ich mag sein Gefühl für Enge, für Dunkelheit und für negative Empfindungen wie Angst, die emotional in „Das Ding aus einer anderen Welt“ quasi auf die Spitze getrieben wird. Die Idee ein Lebewesen zu erschaffen, dass sich seinem Wirt genetisch angleicht, bis es schließlich nicht mehr vom einstigen Original zu unterscheiden ist, ist für mich filmisch schlicht brillant umgesetzt. Die Tatsache, dass Carpenter den grundlegenden Handlungsort des Originals, das ewige Eis (hier nur die Antarktis, statt der Arktis), verwendete, ist dabei zum einen als Hommage an das Original zu verstehen. Zum anderen kommt er dem Regisseur auch gut zu pass. Die Abgeschiedenheit, die Einsamkeit, die ständig von der Umgebung ausgehende Gefahr, die nur durch eine kleine, aber fürchterlich enge Station gebändigt werden kann, die das Überleben aller dort stationierten sichert, ist gleich geblieben.

Diese Ausgangssituation beinhaltet einige seiner typischen Lieblingsthemen, etwa das nervenaufreibende Verhältnis einer kleinen Gruppe von Menschen zueinander, die auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert ist. Auch die Klaustrophobie einer engen Umgebung und eine unüberwindlich erscheinende Lebensgefahr, der es sich zu stellen gilt, ist bereits in Carpenters studentischer Abschlussarbeit „Dark Star“ (1974) zu bemerken. Schon hier spielte Carpenter mit der Psyche des Menschen in derartigen Extremsituationen und unterlegte dies mit der für ihn typischen dunklen Musik. Und auch wenn die Musik in „Das Ding“ (1982) nicht allein von ihm, sondern in Zusammenarbeit mit Ennio Morricone entstand, so ist die spezielle elektropop-angelehnte Carpenter-Untermalung, die wir auch aus Sie Leben oder Die Klapperschlange kennen, allgegenwärtig.

 

Hinzu gesellt sich ein Kurt Russel, der sich seit seinem Auftritt in der Rolle des Snake Plissken als eine Art Antiheld etabliert hatte. John Carpenter liebte seinerzeit offenbar Männer, „die eben tun, was zu tun ist“, auch wenn es bedeutet, dass niemand am Ende überlebt. Diese Elemente ergeben nicht nur einen klassischen Carpenter-Film, sondern liefern hier auch die Zutaten für einen überaus spannenden Scifi Horrorstreifen der neuen Generation nach Alien, der mit seinen 33 Jahren, die der Titel nun auf den Buckel hat, inzwischen durchaus auf dem Weg zum Klassiker ist.

Das ist umso amüsanter, als dass der Film seinerzeit von der Kritik weniger positiv aufgenommen wurde. Der (warum auch immer) sehr bekannte Theater- und Filmkritiker Hellmuth Karasek etwa war der Ansicht, dass die Maskenbildner zwar unglaubliches geleistet hätten, aber „inzwischen offenbar auf den Schlachthöfen in die Lehre gehen“ würden. Im großen und ganzen wurde der Titel tatsächlich auf seine für die damalige Zeit hervorragenden Goreeffekte und Maskenbilder-Arbeiten reduziert. Zu sehr war man im Horrorbegriff der 50er und 60er Jahre verhaftet.

abei wurde gerne übersehen, dass (bis auf die für Carpenter typisch überzeichnete Antiheldenfigur) die Charaktere im Film sich tatsächlich nachvollziehbar verhalten. Peter Maloney als Bennings, Richard Dysart als Copper, Keith David als Childs, sie alle lassen uns intensiv an ihrer Angst teilhaben und zeigen uns, wie extrem Menschen reagieren und agieren können, wenn sie um ihr Leben fürchten. Das ist sehr gut gelungen und verleiht dem Film eine zusätzliche Horrorkomponente weit ab von den zahlreichen Splattereffekten.

 

So durchwachsen die Kritiken 1982 waren, so positiv klangen sie 2011, das Matthijs van Heijningen Jr. Sein Prequel zu „Das Ding“ herausbrachte. Plötzlich war an das Original nicht heranzureichen, wurde Carpenter' s Film als eine Parabel auf den Kommunismus gelesen, ein tieferer Sinn, der ihm 1982 noch völlig abgesprochen worden war. In der Wiki zum Prequel wird etwa die Kritik des Senders Bayern 3 so zitiert: „Bei Carpenter waren die Körperfresser als Symbol für den sich ausbreitenden Kommunismus zu sehen, der nach und nach einen nach dem anderen befällt. Es war eine Parabel auf die Kommunistenhatz in Amerika, als niemand mehr Vertrauen zu irgendwem hatte – er könnte ja ein verkappter „Kommie“ sein.“ (http://de.wikipedia).

Tatsächlich beschleicht mich hier das Gefühl, dass das Original von 1951 mit dem Remake von 1982 verwechselt wurde. Denn die in dieser Kritik beschriebene Angst vor den „Kommis“, die in der sogenannten Dominotheorie begründet liegt, die seit den 50er Jahren in US-Regierungskreisen kursierte, war in den 80er Jahren bereits kein größeres Thema mehr. Doch an diesem Beispiel ist gut zu erkennen, wie die Zeit den Blinkwinkel auf einen Film ändern kann. So mancher Streifen wurde in seiner Entstehungszeit zerrissen und gilt heute aus dem ein oder anderen Grund als Klassiker.

„Das Ding aus einer anderen Welt“ mag für den einen oder anderen vielleicht kein Klassiker im eigentlichen Sinne sein (wobei es für das Wort „Klassiker“ im filmhistorischen Sinne eigentlich keine gültige Interpretation gibt). Ein richtig guter SciFi-Horror Streifen ist er allemal. Jedenfalls gehört der Film m.E. genauso in jede gut sortierte Sammlung, wie schon das Original.

persönliche Bewertung: 5/6