Quelle Poster und Bildzitate: Syfy
Quelle Poster und Bildzitate: Syfy

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ascension, originial: Ascension (2014)

 

Levens, Blumhouse Productions, Universal Cable Productions, Lionsgate Television, in Koproduktion mit Sea to Sky Entertainment; Netflix (deutsche Ausstrahlung via Stream im Abo), 6 Folgen á ca. 45 Minuten in einer Staffel als Miniserie; Produktionsland. USA, Kanada; Idee: Damion Black, Philip Levens, Adrian A. Cruz; Produzent: Philip Levens, Jason Blum u. a.; Musik: Phil McGowan

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Darsteller  
Tricia Helfer als Viondra Denninger Brian van Holt als Capt. Denninger
Brandon P. Bell als XO Aaron Gault Gil Bellows als Harris Enzman
Ryan Robbins als Duke Vernderhaus Tiffany Londsdale als Emily Vanderhaus
Andrea Roth als Dr. Bryce Ellie O'Brien als Christa Valis
P. J. Boudousqué als James Toback Al Sapienza als Councilman Rose

 

Besprechung:

Inhalt:
Im Jahr 1963 wird eine die amerikanische Gesellschaft repräsentierende 600 Personen starke Crew mit dem Raumschiff „Ascension“, des ersten und einzigen je gebauten Orion-Klasse-Schiffes auf eine einhundert Jahre lange Reise zu Proxima Centauri gesandt. Nach 51 Jahren lebt bereits die dritte Generation an Bord des Schiffes. Die Technologie hat sich weiterentwickelt, nicht jedoch die Gesellschaft. Noch immer dürfen Schwarze keinen Weißen heiraten, übernehmen Söhne und Töchter die Ämter ihrer Eltern und werden, wenn möglich, standesgemäß liiert.

 

Dennoch lebt diese total isolierte Gesellschaft fast ohne Verbrechen, bis ein unerwarteter Mord geschieht. Die Jugendliche Lorelei Wright wird tot am künstlichen Strand im Erholungssektor entdeckt. Captain Denninger beauftragt seinen schwarzen XO Aaron Gault, der ursprünglich von den unteren Decks und damit der unterprivilegierten Klasse stammt, mit der Aufklärung des Falls. Doch statt der Lösung näher zu kommen, werfen die erhaltenen Antworten immer mehr Fragen auf? Was ist mit der kleinen Christa, die glaubt von einer Macht namens „Globus“ beobachtet zu werden? Wer ist der seltsame, in einen Schutzanzug gekleidete Mann, der während eines Strahlenalarms die Kette der Ärztin Dr. Bryce stiehlt und was geschah zur Feier des 31. Jahrestages des Starts, als ein Feuer ausbrach und mehr als 20 Menschen ihr Leben verloren? Fragen über Fragen, die zu einer unglaublichen Antwort führen.


Fazit:

Sich in der aktuellen Serienlandschaft zurecht zu finden, ist gar nicht einfach. Abgesehen davon, dass Sender heute sehr schnell dabei sind gute Konzepte zu früh abzusägen, sind wir jenseits des Free- und Bezahl-TVs immer mehr Streamingdiensten ausgesetzt. Alles kann man nun einmal nicht buchen, daher habe ich mich schon vor längerer Zeit für Netflix und Amazon Prime entschieden. Da beide mit den neuesten Entwicklungen auf dem Markt zu kämpfen haben, setzen die Giganten in den letzten Jahren immer stärker auf Eigenproduktionen, sind aber auch weiterhin auf der Suche nach starken Partnern. Zu diesen gehört momentan noch Universal mit ihrem Spartensender Syfy, der nach einer langen Durststrecke seit einiger Zeit wieder mit interessanten Serienproduktionen von sich reden macht. Das trifft abgesehen von Defiance oder Killjoys auch auf die sechsteilige Miniserie Ascension  zu, die eigentlich mal als Auftakt zu einer vollwertigen Serie geplant war, leider aber wohl eher aus strategischen Gründen abgesetzt wurde

Dabei ist die Idee gar nicht übel. Nicht nur, dass Universal Cable Productions und ihre Partner hier trotz des Rufs von Executive Producer (ausführender Produzent) Jason Blum als „Mikrobudget-König" endlich mal wieder etwas mehr Geld in die Hand genommen zu haben scheinen, um für eine angemessene Visualisierung zu sorgen. So sind etwa die Spezialeffekte sehr gut gelungen und die Sets insgesamt sehr ansehnlich. Auch bei der Story hat man sich etwas gänzlich Neues einfallen lassen. Stilistisch schwebt die Show zwischen den 60ern, ausgeprägten Science-Fiction-Elementen und dem frühen 21. Jahrhundert. Ich möchte nicht zu viel verraten, ein paar wenige Details über die grundsätzlichen Ideen des Showrunners, Drehbuchautors und Ideengebers Philip Levens sollen aber doch nicht unerwähnt bleiben. Seine U.S.S. Ascension basiert auf dem von 1957 bis 1965, unter John F. Kennedy ins Leben gerufenen, Orion-Projekt. Dieses sah ein durch Atombombenexplosionen angetriebenes Raumschiff vor, welches aufgrund des hohen Impulses kombiniert mit einem hohen Schub theoretisch eine sehr viel höhere Geschwindigkeit erreichen könnte, als dies mit heutigen chemischen Treibstoffen möglich ist. Interessant dabei ist, dass ein Generationen-Raumschiff, wie es in Ascension dargestellt wird, kombiniert mit den Arbeiten eines  Wernher von Braun und anderen Raumfahrtpionieren  zumindest denkbar gewesen wäre.

Levens spinnt nun den Gedanken „was wäre, wenn “ geschickt weiter und tut dies auf äußerst interessante Weise. Dabei stellt er sich eine 600 Personen starke Crew vor, die tatsächlich 1963 mit so einem autarken Raumschiff aufbrach, um innerhalb von 100 Jahren Proxima Centauri zu erreichen. Die Mannschaft deckt dabei das Bild der durchschnittlichen amerikanischen Gesellschaft der 60er Jahre ab. Vom Arbeiter, über den Security  bis zum genialen Wissenschaftler und höchsten Politiker ist so ziemlich jede Gesellschaftsschicht vertreten. Und obwohl sich die Technologie teilweise rasant entwickelte, hat es in dieser isolierten Gesellschaft weder die Bürgerrechtsbewegung, noch die weibliche Revolution oder andere sozialpolitische Veränderungen gegeben. Diese Idee sorgt nicht nur für Spannung, wie wirft auch die ein oder andere interessante Frage auf. Das regt zum Mitdenken an, ein Umstand, der in heutigen Serien leider viel zu selten geworden ist. Sicherlich hätte Philips dabei ruhig etwas subtiler vorgehen können, doch ändert dieses kleine Manko nichts an der überaus interessanten Idee und der recht guten Umsetzung derselben.

 

Hinzu kommt, dass sich der Plot im Laufe der drei Kapitel und sechs circa 45-minütigen Folgen recht unvorhergesehen entwickelt. Das Ganze driftet sowohl in den Thriller- als auch Mysterybereich hinein und weiß mit diesem spannenden Mix durchaus zu überzeugen. Leider werden zum Ende des dritten Kapitels (Folge 5 und 6) nicht alle Fragen zur vollsten Zufriedenheit geklärt, wenn die Miniserie auch einen Abschluss erhalten hat, mit dem man durchaus leben kann. Ein wenig mehr Einfallsreichtum hätte nicht geschadet, doch im Nachhinein wurde klar, dass aus Ascension eine vollwertige Serie hätten werden sollen. Daher sei der ein oder andere Schnellschuss an dieser Stelle verziehen. Und obwohl die Einschaltquoten, trotz der unvorteilhaften Sendepolitik des Syfy Channels, insgesamt doch zufriedenstellend waren, entschied sich der universaleigene Sender dazu, die Show nicht fortzuführen.

Das ist überaus schade. Mit Schauspielern wie Tricia Helfer (No 6 aus Battlestar Galactica), Ryan Robbins (Catwoman, Stargate Atlantis, Battlestar Galactica, Sanctuary, Continuum, Arrow), oder Gil Bellows sowie Brian van Holt hat man einige recht erfahrene Mimen an Bord geholt.  Die unterstützen wiederum die unerfahreneren  Jungtalente wie etwa Ellie O'Brien oder Jaqueline Byers. Außerdem empfinde ich es immer als wohltuend, wenn ein Cast nicht nur aus den "Schönen und Jungen" (im Serienjargon: „junge, unverbrauchte Gesichter“) besteht, sondern auch ein paar ältere Semester mit von der Partie sind.

Alles in allem ist Ascension gespickt mit guten Ideen, die innerhalb des Miniserien-Konzepts funktionieren, auch wenn zum Ende hin einige Fragen offen bleiben. Sicherlich kann man die ein oder andere Schwäche im Drehbuch entdecken, doch letztendlich gestaltet sich die Show spannend und sehr unterhaltsam. Ich hätte mich über eine Fortsetzung jedenfalls sehr gefreut.

persönliche Bewertung: 4(+)/6