Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Icestorm Entertainment
Quelle: DVD Cover und Bildzitate: Icestorm Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aquanauten, original: AKWANAWTY (1980)

Maxim Gorky Film Studio, Studio Jalta, Icestorm Entertainment (DVD); Produktionsland: UDSSR, Länge: 77 Minuten

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Darsteller Team
German Poloskow als Igor Sobolev Regie: Igor Wosnessenski
Alexander Jakowlew als Sven Boll Produktion: 3. künstlerische Arbeitsgruppe
Iren Aser als Lotta Kerom Drehbuch: Igor Wisnessenski, Sergei Pawlow
Václav Dworshezski als Professor Kerom Kamera: Alexander Filatow, Georgi Selenin
Paul Butgewitsch als Dugovsky Musik: J. Krylatow
 Jelena Walajewa als Natasha  Deutsche Bearbeitung: DEFA Studio für Synchronisation

Besprechung:

Inhalt:

Igor Sobolev ist Mitglied einer Aquanauten-Spezialeinheit der sowjetischen Marine. Harter Drill und noch härtere Vorgesetzte bestimmen sein Leben. Dafür gilt er als der Beste.

Eines Tages wird der Aquanaut in ein geheimes Unterwasser-Labor abkommandiert. Hier leben und arbeiten Professor Kerom und seine Tochter Lotta. Sie befassen sich mit Gehirnforschung und künstlicher Intelligenz. Ziel ist es, den vollständigen Speicher eines menschlichen Gehirns auf eine K.I. oder zumindest ein Speichermedium zu übertragen.

Igor und Lotta kommen sich im Laufe der Zeit immer näher und so beschließt Sobolev, seinen Dienst zu quittieren und mit der schönen Wissenschaftlerin ein neues Leben zu beginnen. Schließlich heiraten die beiden. Noch ist der taffe Marinetaucher jedoch Soldat und so bleibt ihm keine andere Wahl, als sich auf eine weitere Mission entsenden zu lassen. Doch etwas Schreckliches geschieht: Lotta stirbt bei einem Motorradunfall und  Igors Lebenstraum nimmt ein jähes Ende. So entschließt er sich, seine Arbeit als Aquanaut fortzuführen.

 

Einige Monate später erhält er einen Sonderauftrag: er soll zusammen mit seinem US-Kollegen Sven Boll zwei auf einer Tiefsee-Station stationierte Wissenschaftler retten. Das dritte Besatzungsmitglied hatte sich zuvor mit der einzigen Taucherglocke an die Oberfläche gerettet und zeigt sich seitdem psychisch instabil. Außerdem umgibt etwas Mysteriöses diesen Auftrag: denn obwohl es keine Anzeichen für einen Defekt gibt, antworten die in Gefahr geratenen nicht auf Funkrufe. Und der gerettete Wissenschaftler scheint nicht bei Verstand: er spricht immer wieder von einem Königsrochen, der die Station bedrohe und schreibt plötzlich ohne erkennbaren Grund immer wieder denselben Frauennamen: LOTTA. Boll und Sobolev tauchen hinab in die Tiefe und begeben sich an Bord. Schnell wird klar, dass hier Seltsames geschieht, denn ein Königsrochen scheint die Station aus unerfindlichen Gründen zu bedrohen...

 

Fazit:

In den letzten Wochen und Monaten habe ich mich, wie viele von Euch sicherlich wissen, intensiver mit der Thematik Science Fiction in der Tiefsee befasst. Bis heute handelt es sich noch immer um einen eher stiefmütterlich behandelten, nicht einmal als „offizielles“ Subgenre anerkannten Bereich. Nichtsdestotrotz wurden vor allem in der Zeit zwischen 1979 und 1991 eine ganze Reihe von Filmen produziert. Diese gehen das Thema allerdings eher actionlastig an, wobei The Abyss sicherlich eine Ausnahme bildet. Aquanauten von 1980 weicht ebenfalls angenehm von diesem Schema ab und bietet mir als Zuschauer in den siebenundsiebzig Minuten der deutschen Fassung nicht nur eine ganze Reihe schöner Bilder, sondern auch einen philosophisch angehauchten Hintergrund und einige gut inszenierte Spannungselemente. Als Regisseur und Autor fungierte der Russe Igor Wosnessensky, der Fans der Fantasy vielleicht durch sein 1972 entstandenes Werk „Die Zauberringe des Almansor“ ein Begriff ist. In der damaligen Sowjetunion und dem heutigen Russland gelten einige seiner bisher leider nicht synchronisierten Filme, wie mir ein russischstämmiger Freund erzählte,  als Klassiker.

 

Nun ist AKWANAWTY, wie der Originaltitel lautet, sicherlich nicht so tiefschichtig wie die Filme eines Andrei Tarkowski, doch ein wenig tendiert der Streifen wohltuend in diese Richtung. Zwar wird das Science Fiction Thema deutlicher herausgearbeitet, als es etwa in Stalker der Fall ist, doch stellt auch Wosnessensky einige interessante philosophische Fragen in den Raum und lässt diese letztlich trotz des vorhersehbaren Endes offen. Der Plot lässt sich anfangs Zeit genug, den Aquanauten Igor vorzustellen, dessen Liebe zur schönen K.I. Wissenschaftlerin Lotta ihn dazu veranlasst, seinen Dienst quittieren zu wollen. Diese Vorgeschichte wird in schönen, ruhigen und idyllischen Bildern vorgetragen und wirkt keineswegs langweilig. Kameratechnisch ist dieser Teil des Films schön in Szene gesetzt und unterstreicht mit warmen Farben Igors Wunsch, endlich ein Heim zu finden.

 

Als Lotta bei einem Motorradunfall ums Leben kommt, gerät Igors Leben aus den Fugen und er entschließt sich, an einer ungewöhnlichen Rettungaktion teilzunehmen. Denn drei Wissenschaftler sind offenbar in einer international geführten Tiefseestation in Schwierigkeiten geraten. Das Besondere ist, dass das dritte Besatzungsmitglied sich zwar mittels einer Taucherglocke retten konnte, aber seitdem seinen Verstand verloren zu haben scheint. Als er schließlich Igor auf dem Rettungsschiff entdeckt, schreibt er in Spiegelschrift LOTTA auf das Bullauge seiner Koje. Zusammen mit dem Amerikaner Sven Boll (warum der nun Amerikaner und nicht Deutscher ist erschließt sich mir bei dem Namen nicht wirklich, aber egal) begibt er sich also auf den Grund des Meeres, wo die weitere Geschichte ihren Lauf nimmt.

Mit Iren Aser und German Poloskow, der übrigens bereits 1972 mit Wosnessenski am Fantasyfilm „Die Zauberringe“ gearbeitet hatte wurden zwei wirklich ansprechende Akteure gefunden, die sich sehr gut in ihre Rollen hineinfühlen. Herausstechend ist allerdings Alexander Jakowlew, der es endlich einmal sehr gut versteht, als Russe einen Amerikaner zu geben. Schön ist, dass er, was zuletzt auch dem guten Drehbuch geschuldet ist, sich jeden politischen Schnick Schnack spart und eher den typisch amerikanischen Draufgänger verkörpert, den aber Freundschaft über alles geht. Sein Spiel ist erfrischend weltoffen. Wie angesehen Jakowlew in der UDSSR war und Russland ist, wird übrigens an seiner offenbar grandiosen Karriere deutlich. Seit 1974 war er in nicht weniger als 58 Film- und TV Produktionen zu sehen, die überwiegend gut bewertet werden.

 

Ich möchte noch einmal kurz auf den zweiten, unter Wasser spielenden, Teil des Titels eingehen. Sicherlich sind die Unterwasseraufnahmen lange nicht so aufwendig produziert, wie etwa in The Abyss oder Leviathan. Dennoch sind  sie optisch ansprechend und teilweise sogar richtig schön anzusehen. Die Szenen mit den im Plot-Teil meines Berichtes angesprochenen Königsrochen, oder Igors Abstieg in die „rote Zone“ sind für mein Dafürhalten schlicht, aber wirkungsvoll. Zusammen mit der etwas ungewöhnlichen Musik, sowie den zwar nicht teuer, aber ansehnlich gebauten Sets ergibt sich so ein stimmiges Gesamtbild.

Insgesamt handelt es bei Aquanauten für mich zusammen mit Stalker und Solaris um den besten russischen SciFi Film, den ich bisher kenne, selbst bezogen auf modernere Produktionen wie etwa Dark Planet. Ein ansprechendes Drehbuch mit philosophisch angehauchter Fragestellung, Darsteller mit viel Einfühlungsvermögen, eine schöne Bildsprache und eine passende Musik runden meinen Gesamteindruck positiv ab.

persönliche Bewertung: 4/6