Quelle: Cover und Szenenfotos: 20th Century Fox
Quelle: Cover und Szenenfotos: 20th Century Fox

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alien - Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt, original (Alien) 1979

20th Century Fox Productions, Brandywine Productions, gefilmt in Eastman Color; Produktionsland: GB, USA,

Länge: 117min (Directors Cut: 116 min)

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Darsteller Team
Sigourney Weaver als Ellen Louise Ripley Regie: Ridley Scott
Tom Skeritt als Captain Arthur Dallas Coblenz Produktion: Gordon Caroll, David Giler, Walter Hill
Ian Holm als As Drehbuch: Dan O' Bannon, Ronald Shusett
Veronica Gartwright als Joan Marie Lambert Kamera: Derek Vanlint
Yaphet Kotto als Dennis Monroe Parke Schnitt: Terry Rawlings, Peter Wheaterley
Harry Dean Stanton als Samuel Elias Brett Directors Cut: David Crowther
John Hurt als Gilbert Ward Kane  Musik: Jerry Goldsmith

Besprechung:

Inhalt:

Das einem Privatkonzern gehörende Bergbauschiff Nostromo befindet sich nach einer erfolgreichen Schürfaktion auf dem Rückweg zur Erde, als die Besatzungsmitglieder unvorhergesehen vom Computersystem „Mutter“ aus dem künstlichen Kälteschlaf geholt werden. Auf einem kleinen, aber begehbaren Planetoiden wurde ein nicht identifiziertes Funksignal entdeckt, dass außerirdischer Herkunft sein könnte. Eine Klausel im Arbeitsvertrag der Besatzung besagt, dass jedem fremden Signal nachgegangen werden müsse und dass derartige Zwischenfälle „Mutter“ eine selbständige Kurskorrektur erlaubt. Aus Angst die Prämie zu verlieren, nimmt Captain Arthur Dallas Coblenz schließlich die unbekannte Gefahr auf sich.

 

Im Orbit der fremden Welt wird ein Shuttle ausgeklinkt und sie begeben sich auf die Oberfläche. Schnell stellt sich heraus, dass dort vor vielen hundert Jahren ein riesiges Raumschiff gestrandet sein muss. Nach Rücksprache mit dem Wissenschaftsoffizier Ash, der laut Anweisung des Konzerns allein verantwortlich für derartige Zwischenfälle ist, entschließt sich Coblenz, einen Erkundungstrupp, bestehend aus ihm selbst, seiner Navigatorin Lambert und seinem ersten Offizier Ward Kane, auszusenden. Das Innere des Schiffs stellt sich als riesig heraus und ein gefundenes Skelett eines der Außerirdischen beweist, dass diese über drei Meter groß waren. Doch dieses Skelett hat eine eigenartige Besonderheit. Sein Brustkorb ist offenbar von innen nach außen aufgebrochen, so als ob etwas aus dem Körperinneren entwichen wäre.

 

Diesen Umstand kaum Beachtung schenkend, macht sich das Erkundungsteam daran, tiefer ins Wrack einzudringen. Schließlich wird der erste Offizier Kane an einem Seil in einen tiefen höhlenartigen Raum hinabgelassen. Die Erde ist von einem eigenartigen blau-phosphoreszierenden Licht und Ei-artigen Strukturen bedenkt, die Kanes Aufmerksamkeit erregen. Bei der näheren Untersuchung eines der Objekte stellt der Astronaut fest, dass sich in seinem Inneren etwas bewegt. Plötzlich öffnet sich das Ei und bevor er reagieren kann, hat sich ein sechsbeiniges Alien an seinem Kopf festgesaugt. Voller Entsetzen schaffen Coblenz und Lambert den befallenen Mann an Board.

 

 Die zweite Offizierin, Ellen Ripley, öffnet jedoch die Luke nicht, da die Vorschriften dies verlangen. Doch Ash verweigert ihren Befehl und holt die Forscher mitsamt des Alien in die Nostromo. Dies wird sich als folgenschwerer Fehler erweisen, denn der Befall eines der Besatzungsmitglieder ist nur der Anfang. Der von der Crew „Facehugger“ getaufte Organismus hat einen Parasiten in Kanes Unterleib gepflanzt, der zu etwas gefährlichen, ja grauenhaften heranwachsen wird. Doch auch ein Mitglied der Mannschaft wird sich als unberechenbare Gefahr erweisen...

 

Fazit:

Wenn man sich vor Augen führt, welche Odyssee die Idee zum SciFi-Horror-Klassiker Alien hinter sich hat, ist es ein glattes Wunder, dass es den Kult um das Franchise heute überhaupt gibt. Drehbuchautor Dan O'Bannon erzählt in einem der zahlreichen Interviews, die auf der limitierten Nostromo Kollektion der Alien-Reihe enthalten sind, wie schwer es war, seine Idee an den Mann zu bringen. O'Bannon hatte zuvor mit John Carpenter an dessen studentischer Abschlussarbeit Dark Star gearbeitet. Was ihm nun vorschwebte, war eine Art Mischung aus eben jenem Werk, Planet der Vampire und dem Klassiker Alarm im Weltall, die eigentlich allesamt dem B-Movie Genre zuzuordnen sind. Bei seinem Alien sollte es sich allerdings nicht um einen Strandball mit Entenfüßen handeln, sondern um ein brutales, rücksichtsloses, horrorartiges Wesen, dass in Gestalt und Verhalten nur ein Ziel kennt: überleben!

Also arbeitete er einige Monate an „Alien“, aber das Drehbuch war den meisten Produzenten und Filmfirmen zu sehr auf B-Movie getrimmt. Das stimmte bezogen auf den Plot natürlich auch grundsätzlich, doch hatte das Buch schon damals ein weit größeres Potential. Da also alle bekannten Filmstudios abgelehnt hatten, wandte man sich, fast schon ein wenig verzweifelt, an B-Film-König Roger Corman, der den Stoff als brauchbar erachtete und sich bereit erklärte, ihn zu verfilmen. Quasi im letzten Moment konnte aber gottseidank noch ein Deal mit Brandywine Pictures geschlossen werden, die wiederum einen Vertrag mit 20th Century Fox hatten.

Nach einigen Überarbeitungen des Drehbuchs seitens Ronald Shusett, die zeitweise zu großen Streitigkeiten führten, weil Shusett O'Bannon noch nicht einmal mehr im Abspann erwähnen wollte, einigte man darauf, die besten Elemente aus beiden Drehbüchern zu übernehmen, was letztlich zu dem uns bekannten Plot führte. Ich mag nicht daran denken, was aus dem Film geworden wäre, wenn Roger Corman ihn letztlich gedreht hätte. Nicht dass Corman keine guten Filme vorzuweisen hätte, seine Edgar Allen Poe Verfilmungen der 60er Jahre sprechen für sich. Seine wirklich große Zeit hatte der Produzent und Regisseur Mitte der 70er Jahre allerdings, von wenigen Ausnahmen wie  Death Race 2000 einmal abgesehen, bereits hinter sich. So stellte 20th Century Fox letzten Endes ein Budget von 11 Millionen Dollar zur Verfügung.

 

Heraus gekommen ist ein Film, der absoluter Kult wurde. „Alien“ sollte den Sci-Fi-Horror grundlegend veränderten. Nie zuvor wurden derart drastische Bilder, wie das sogenannte „chest-bursting“, die Szene als John Hurts Brustkorb aufbricht und das geschlüpfte Alien entlässt, im Kino gezeigt. Nie zuvor war die Angst an Board der Nostromo, die Angst der gesamten Crew, so spürbar. Vor allem wurde nie zuvor mit derart guten Schauspielern gearbeitet. Denen hat es Ridley Scott, der übrigens nur die Nummer sechs auf der Liste der Wunsch-Regisseure  war, im großen Maße mitzuverdanken, dass aus seinem dritten je gedrehten Film so ein Megaerfolg wurde. Tom Skerrit war zu jener Zeit ein gefragter, im Fernsehen gern gesehener Charakter Darsteller. Er hatte in so bekannten Serien wie „Bonanza“, „Am Fuß der blauen Berge“, „M.A.S.H.“ oder Time Tunnel mitgewirkt und war so zu einiger Beliebtheit gelangt.

 

Ian Holm war ebenfalls ein angesehener Akteur, der in der Neuverfilmung von „Im Westen nichts neues“, dem weltbekannten vierteiligen TV-Drama „Holocaust“ und „18 Stunden bis zur Ewigkeit“ dabei war. Veronica Cartwright war  seit den 50er Jahren aktiv und hatte als Kind bereits in Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Die Vögel“ eine Rolle ergattert. Aufgefallen war sie durch ihre Hauptrolle in Die Körperfresser kommen, bei dessen Dreharbeiten sie wertvolle Erfahrungen für „Alien sammelte“. Harry Dean Stanton kam aus dem Westerngenre und hatte durch Filme wie „Eine Hand voll Dollar“, „Abenteuer am Mississippi“, oder „Das war der wilde Westen“ recht große Bekanntheit erlangt. Im Audio-Kommentar zu „Alien“ weiß Stanton einige nette Anekdoten zu berichten, vor allem über seinen Abgang. So berichtet er beispielsweise sehr humorvoll, dass er wirklich alles spielen könne, außer Horror und das man das dieser Szene, in der er voller Grauen dem Alien begegnen sollte, eigentlich mehr als ansehen müsse. Doch irgendwie hätte er es dann doch hinbekommen und letztlich hat er daraus gelernt, wie man derartige Emotionen darstellt.

 

Als größter Glücksgriff sollte sich jedoch die junge, unbekannte Sigourney Weaver herausstellen. Ridley Scott erzählte später über ihr erstes Casting: „Sie ist wunderschön, und riesengroß. Sie kam rein und ich dachte mir, das ist Ellen Ripley“ (Widescreen Insider 1/14, S. 55). Ihr Spiel ist so voller Kraft und Emotion, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als ihr jede einzelne Szene voll auf zu glauben. Die Nachvollziehbarkeit der Verhaltensweisen der Figuren insgesamt ist eben eine der ganz großen Stärken des Films, allen voran die der Ellen Ripley. Die Abschlussszene an Board des Shuttles zeigt uns eine verletzliche, aber doch starke Frau, die trotz aller Angst zum drastischsten Mittel greift, um zu überleben, wau!

 

In anderen Bereichen hieß es eher kleckern, statt klotzen. Für ein so ambitioniertes Science Fiction Werk, schließlich war zu jener Zeit Star Wars in aller Munde, mussten auch gute Spezialeffekte her. Diese ließen sich aber mit einem relativ knapp bemessenen Budget von 11 Millionen Dollar nicht so einfach verwirklichen. Immerhin hatte aber eben George Lukas' SciFi Wunder auch nicht mehr verschlungen und Lukas hatte es schließlich es auch hinbekommen.

Wie so oft bei solch großen Ideen, war Kreativität gefragt. Das Innenleben der Nostromo baute man beispielsweise aus Flugzeugwrack-Teilen . Gottseidank sieht man das dem Streifen nicht an und die Sets sind auch heute noch allererste Sahne. Witzig auch die Geschichte, wie der Spezialeffekt des lebenden Alien im Ei, das John Hurt ins Gesicht sprang, realisiert wurde. Tatsächlich flatterte hier Scott mit den Händen hinter einem teils durchsichtigen, beleuchteten Hintergrund herum. An derartigen Beispielen sieht man, warum die Dreharbeiten heute manchmal gerne als „Guerilla Dreh“ bezeichnet werden. Trotz allem sieht die Szene gut aus und bei den Raumschiff- und Weltraumszenen hat das Team um Carlo Rambaldi absolut hervorragende Arbeit geleistet. Tatsächlich wurde „Alien“ für seine tollen Spezialeffekte sogar mit dem Oscar ausgezeichnet.

Nicht vergessen werden sollte natürlich Ridley Scotts hervorragende Arbeit. Das Werk stellt ein Paradebeispiel für gute Regie- und Kameraführung dar. Allein die Szenen in den Luftschächten sind schon grandios. Mit Tricks wie dem, dass man die Schächte nicht extra ausleuchtete, sondern lediglich das Licht verwendete, das etwa der Flammenwerfer oder eine Taschenlampe ausstrahlte, verleiht diesen Sequenzen eine düstere, fiese und spannungsgeladene Atmosphäre.

Hinzu gesellt sich die gruselige Musik von Filmmusik-Legende Jerry Goldsmith, die den Film sehr gut trägt und unvergesslich ist. Wer von Euch zufällig die Nostromo-Edition besitzt, ich bin mir nicht sicher, ob dieses Feature auch in der „Anthology-Edition“ verfügbar ist, sollte sich einmal nur die Filmmusik anhören. Es lohnt sich auf jeden Fall. Alien ist einer der ganz großen Meilensteine der Science Fiction Geschichte, und obwohl es sehr schade ist, wie das Franchise später durch Filme wie Alien vs. Predator 1 und 2 verwurstet wurde, bleibt das Alien Franchise eines der einflussreichsten überhaupt. Der Titel selbst gehört zwar nicht zu mein persönlichen Lieblingen unter den SciFi-Horrorstreifen, doch bleibt die Gewissheit, dass unser aller Lieblingsgenre ohne Ridley Scotts Vision heute eine ganz andere wäre.

 

Zur Disc:

Ich hatte die Alien-Quadrologie bereits auf DVD, habe mir aber zu Weihnachten die Nostromo Edition gegönnt. Die enthält die vier Filme als Kino- und Directors Cut Edition, ausführliche und teilweise mehrfache Audiokommentare zu jedem Film, meistens mit deutschen Untertiteln, bisher nie gesehene, entfallene Szenen, zahlreiche Dokumentationen und Featurettes wie zum Beispiel auch einige TV Specials zur Alien Saga, Probeaufnahmen mit Sigourney Weaver, Soundtracks und vieles mehr. Besonders interessant finde ich den sogenannten MU/TH/UR 6000 Modus, mit dem man während des Filme schauens jederzeit Zugriff auf so ziemlich jede gewünschte Information hat, die irgendwie mit der jeweiligen Szene im Zusammenhang steht. Dies ist für Fans eine überaus tolle Idee, da man so quasi fast jede Szene innerhalb der Filme auf jedwede Art analysieren kann. Dazu gesellen sich 8 stilvolle Artcards des verstorbenen Künstlers H. R. Giger, sowie natürlich das Äußere der Box, das der Tür zum Lagerraum in der Nostromo (der mit Ketten und dem von der Decke tropfenden Wasser) nachempfunden ist. Alles in allem steht dem geneigten Fan hier also die „volle Alien Dröhnung“ zur Verfügung. Für mich als Filmjunkie war diese Box auf jeden Fall ein tolles Weihnachtsgeschenk, das ich nicht mehr in meiner Sammlung missen möchte.

persönliche Bewertung: 5/6