DVD Cover und Szenenfotos: Mill Creek Entertainment
DVD Cover und Szenenfotos: Mill Creek Entertainment

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

984 - Prisoner of the Future (1982)

Norfolk Communications, Mega Media Productions; Produktionsland: Kanada; Länge: 78 min

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Darsteller Team
Stephen Markle als Tom Weston Regie: Tibor Tacacs
Don Francks als "The Warden" Produktion: John Gundy, William I. Macadam
Andrew Foot als Dr. Fontaine
Drehbuch: Peter Chapman, Stephen Zoller
Michéle Chicoine als Maragret Weston
Kamera: Alar Kivilo
Andy Adoch als Keeper  Schnitt: Tibor Tacacs
William Binney als Baxter Musik: Mike Hoogenboom, Arnie Stewart

Besprechung:

Inhalt:

Irgendwann in der Zukunft hat „Die Bewegung“ die Macht in den USA übernommen. Das totalitäre System inhaftiert systematisch gut situierte Bürger, die sich angeblicher Indiskretionen oder feindseliger Äußerungen gegen den Anführer der Bewegung, Dr. Fontaine, schuldig gemacht haben sollen. Auch der wohlhabende Tom Weston ist Teil dieser Kampagne und wird in ein Hochsicherheitsgefängnis eingeliefert, das von sogenannten Keepern, ferngesteuerten Androiden, beaufsichtigt wird.

Um ein Schuldeingeständnis zu erpressen ist dem Anstaltsleiter, genannt „The Warden“, jedes Mittel recht. Eine sich ständig zwischen Höflichkeiten, wüsten Beschimpfungen, Schlägen, Schlafentzug und dem Verbot sozialer Kontakte wiederholende Litanei der Folter überzieht Weston, doch der bleibt dabei unschuldig zu sein. Schließlich setzt „The Warden“ alles auf eine Karte und greift zu einem besonders perfiden Mittel und tatsächlich kommen Tom allmählich Selbstzweifel...

 

Fazit:

Es gibt Filme, die über ein Budget verfügen, mit dem andere Produktionsschmieden noch nicht einmal ihre Nebenrollen besetzen könnten. Sie verfügen weder über sehr bekannte Schauspieler, noch über grandiose Special Effects und noch nicht einmal über ausgefeilte Kulissen oder Kostüme. Sie wurden für das Fernsehen produziert und werden, oft abschätzig, als B-Movies bezeichnet.

 

Trotzdem überzeugen sie durch eine gute Story und überzeugende Darsteller. Irgendetwas bindet den Zuschauer, lässt ihn die Geschichte ein Stück weit miterleben, auch wenn der Plot an sich eigentlich nicht sonderlich kompliziert ist. Genau so ein Film ist  984: Prisoner of the Future von 1982.

Regisseur Tibor Takacs verfolgt eine interessante dystopieorientierte Idee, die zu einem psychologischen Kammerspiel führt, das lediglich durch die drei Hautdarsteller Stephen Markle, Don Francks und Andy Adoch getragen wird. Den größten Teil der rund 78 Minuten des Films verbringen wir gemeinsam mit Tom Weston in einem Hochsicherheitsgefängnis, dass von „Der Bewegung“, eine totalitäre Partei, die die Macht in den USA an sich gerissen hat, betrieben wird.

Reiche Geschäftsleute, Politiker und Bänker werden dort wegen angeblicher früherer Indiskretionen gegenüber der Partei gefangen gehalten, ständigen Verhören unterzogen und seelischer und körperlicher Folter ausgesetzt. So soll eine vom Führer der Bewegung, Dr. Fontaine (Andrew Foot, leider nur in recht wenigen Szenen zu sehen) gewollte Umerziehung durchgesetzt werden, bevor die Insassen dann als treue Gefolgsleute wieder entlassen werden.

Der Anstaltsleiter „The Warden“ treibt mit Weston ein perverses psychologisches Spiel zwischen Zuckerbrot und Peitsche. Dennoch beteuert der ehemalige Geschäftsmann aller Qualen zum Trotz seine Unschuld. Das ist zwar nicht unbedingt neu, aber für diesen Fernsehfilm der 80er Jahre dennoch recht gut umgesetzt. Takacs behilft sich für den Aufseher, der das Beziehungsgeflecht vervollständigt, mit schwarzer, enganliegender Kleidung und streng nach hinten gekämmten Haaren als Kostüm, eine Bildsprache, die ganz klar an die SS der Nationalsozialisten erinnert. Das steigert das Gefühl, dass unser Held hier einer neuen modernisierten Art von Gestapo ausgesetzt ist enorm und passt optisch gut zum Gesamtbild des Titels.

 

Um den futuristischen Aspekt nicht ganz aus den Augen zu verlieren, sind die Gefängniswärter Androiden, die zwar i.d.R. von kostümierten Statisten dargestellt werden, aber dennoch ihren Zweck gut erfüllen. Kameramann Alar Kivilo arbeitet mit einfachen, aber wirkungsvollen Einstellungen, so wird der Gefangene in seiner zerrissenen, schmutzigen Kleidung oft aus der Perspektive einer Deckenkamera gezeigt, die Weston tatsächlich auch später entdeckt und zerstört. Das erschafft ein klaustrophobisches Gefühl der Hilflosigkeit. Ähnlich gelagert sind Portraitaufnahmen des Gefolterten, die seinen Schmerz und seine Verzweiflung zum Ausdruck bringen. So sparte man auf der einen Seite Geld, schaffte aber andererseits durchaus beeindruckende Bilder zu erzeugen. Die gute Kameraführung verwundert kaum, wenn man weiß, wer Avlar Kivilo ist. Der Kanadier estnischer Herkunft drehte unter anderem den mit recht gefühlvollen Bildern unterlegten Frequency oder auch den hoch gelobten „Die Regeln der Gewalt“.

 

Aufgelockert werden die oben erwähnten düsteren Szenen durch Rückblicke auf Westons früheres Leben, die einerseits einen Eindruck seiner früheren Position und seines glücklichen Privatlebens vermitteln, andererseits aber auch schonungslos zeigen , wie er verhaftet und im Schnellverfahren ohne Richter abgeurteilt wurde. Diese zeitsparende Technik ist hier sehr passend integriert und wird gleichsam als benötigtes Element, als auch als gut funktionierender Bruch gehandhabt, der mich als Zuschauer immer wieder aus dem aktuellen Geschehen zog, um mir wichtige Hintergrundinformationen zu vermitteln. Das ist schlicht und ergreifend spannend!

 

Hätte der Film statt nur 350000 Dollar wenigstens das Budget einer gut dotierten TV Folge jener Zeit, also ca. das Doppelte, gehabt, hätte das Team um Tibor Takacs sicherlich noch den ein oder anderen vernünftigen Spezialeffekt für das Auge einbauen können. Insgesamt, und das ist dann vielleicht der größte Nachteil des Titels, sieht man ihm sein Budget doch ein wenig an. Dennoch hat mich der stellenwweise, sicher nicht unbeabsichtigt, an George Orwells Roman 1984 erinnernde 984 – Prisoner of the Future insgesamt recht gut unterhalten. Leider gibt es den Film meines Wissens nicht in deutscher Sprache, doch wer des Englischen mächtig ist, darf sich oben gezeigte DVD Box, die meines Wissens einzige DVD Veröffentlichung des Streifens, gerne zulegen. Sie ist für rund 12 Pfund bei Amazon.uk erhältlich und beinhaltet 50 meist B-Filme, von denen 15 bis 20 Titel das anschauen durchaus lohnen.

persönliche Bewertung: 4/6